(Stutt­gart) Ein Jugend­amt darf ein­grei­fen, wenn ein elf­jäh­ri­ger Jun­ge nicht zur Schu­le geht und die Eltern die Schu­lun­lust ihres Kin­des akzep­tie­ren. Die Eltern kön­nen zur Unter­stüt­zung eines Schul­be­suchs ihres Kin­des ver­pflich­tet werden.

Dar­auf ver­weist der Wil­helms­ha­ve­ner Fach­an­walt für Fami­li­en­recht Cas­par Blu­men­berg, Vize­prä­si­dent der Deut­schen Anwalts‑, Notar- und Steu­er­be­ra­ter­ver­ei­ni­gung für Erb- und Fami­li­en­recht e. V. mit Sitz in Stutt­gart, unter Hin­weis auf die ent­spre­chen­de Mit­tei­lung des Ober­lan­des­ge­richts (OLG) Hamm vom 26.08.2013 zu sei­nem rechts­kräf­ti­gen Beschluss vom 12.06.2013 (8 UF 75/12).

Der heu­te elf­jäh­ri­ge Jun­ge wohnt bei sei­nen 49 und 51 Jah­re alten Eltern im Kreis Waren­dorf. Er ist das jüngs­te Kind der Fami­lie. Im Alter von 7 Jah­ren ein­ge­schult fehl­te der Jun­ge bereits im ers­ten Schul­jahr an über 40 Tagen in der ört­li­chen Grund­schu­le, von der ihn die Eltern im Jah­re 2010 abmel­de­ten. In den nächs­ten Jah­ren besuch­te er zwei wei­te­re Grund­schu­len, an denen er nur weni­ge Tage blieb. Ein im Jah­re 2012 unter­nom­me­ner Ver­such, das Kind durch Lehr­kräf­te zu Hau­se zu beschu­len, um eine Wie­der­ein­glie­de­rung in eine Schu­le vor­zu­be­rei­ten, schei­ter­te. Der Jun­ge wird zur­zeit durch sei­ne Mut­ter, von Beruf Infor­ma­ti­ke­rin, unter­rich­tet und ver­fügt über einen alters­ge­rech­ten Wis­sen­stand. In der Ver­gan­gen­heit lehn­ten es die Eltern ab, den Jun­gen gegen sei­nen Wil­len auf eine öffent­li­che Schu­le zu schicken.

Der 8. Senat für Fami­li­en­sa­chen des Ober­lan­des­ge­richts Hamm hat den Eltern das Recht zur Rege­lung der schu­li­schen Ange­le­gen­hei­ten ent­zo­gen, so Blu­men­berg, und die­ses dem zustän­di­gen Jugend­amt über­tra­gen. Dabei hat er davon abge­se­hen, das Kind aus dem elter­li­chen Haus­halt her­aus­zu­neh­men und die Eltern ver­pflich­tet, dafür zu sor­gen, dass der Jun­ge der Schul­pflicht nach­kommt und ihn zum Schul­be­such zu motivieren.

Das geis­ti­ge und see­li­sche Wohl des Kin­des sei — so die Senats­ent­schei­dung — trotz des alters­ge­rech­ten Wis­sens­stan­des gefähr­det. Im Hin­blick auf die Wei­ge­rung des Kin­des, zur Schu­le zu gehen, hät­ten die Eltern in der Erzie­hung ver­sagt. Das bestä­ti­ge das Gut­ach­ten des im Ver­fah­ren gehör­ten Sach­ver­stän­di­gen. Zur­zeit setz­ten die Eltern dem Kind kei­ne Gren­zen und Regeln, Pflich­ten sei­en die­sem unbe­kannt. Da die Eltern die Schul­pflicht des Kin­des nicht akzep­tier­ten und es in sei­ner Schu­lun­lust för­der­ten, wür­den dem Jun­gen die Bil­dungs­in­hal­te einer wei­ter­füh­ren­den Schu­le vor­ent­hal­ten. Die Mut­ter wer­de trotz ihrer Aus­bil­dung nicht in der Lage sein, sämt­li­che Lern­in­hal­te einer wei­ter­füh­ren­den Schu­le adäquat zu ver­mit­teln. Ein Schul­be­such sol­le Kin­dern auch die Gele­gen­heit ver­schaf­fen, in das Gemein­schafts­le­ben hin­ein­zu­wach­sen. Sozia­le Kom­pe­ten­zen könn­ten effek­ti­ver ein­ge­übt wer­den, wenn Kon­tak­te mit der Gesell­schaft nicht nur gele­gent­lich statt­fän­den, son­dern Teil einer mit einem regel­mä­ßi­gen Schul­be­such ver­bun­de­nen All­tags­er­fah­rung seien.

Der in der Fami­lie gut inte­grier­te Jun­ge kön­ne zumin­dest vor­erst im fami­liä­ren Umfeld blei­ben, des­we­gen sei den Eltern das Auf­ent­halts­be­stim­mungs­recht für ihr Kind zu belas­sen. Zu ent­zie­hen sei ihnen aber das Recht zur Rege­lung sei­ner schu­li­schen Ange­le­gen­hei­ten, weil sie nicht Wil­lens und in der Lage sei­en, die Schul­pflicht durch­zu­set­zen. Mit den erteil­ten Auf­la­gen wür­den die Eltern ange­hal­ten, künf­ti­ge Ver­su­che, die Schul­ver­wei­ge­rungs­hal­tung des Jun­gen auf­zu­lö­sen, zu unterstützen.

Blu­men­berg emp­fahl, dies zu beach­ten und in allen Zwei­fels­fäl­len Rechts­rat ein­zu­ho­len, wobei er u. a. auch auf die bun­des­weit mehr als 700 auf Erbrecht, Erb­schaft­steu­er­recht und Schei­dungs­recht spe­zia­li­sier­ten Rechts­an­wäl­te und Steu­er­be­ra­ter der DANSEF Deut­sche Anwalts‑, Notar- und Steu­er­be­ra­ter­ver­ei­ni­gung für Erb- und Fami­li­en­recht e. V., www.dansef.de verwies.

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