(Stutt­gart) Gehö­ren getrennt leben­de Eltern ver­schie­de­nen Glau­bens­rich­tun­gen an und kön­nen sie sich nicht dar­über ver­stän­di­gen, ob ihr gemein­sa­mes Kind der einen oder ande­ren Glau­bens­ge­mein­schaft ange­hö­ren soll, darf das Gericht kei­nem Eltern­teil in der Sach­fra­ge Recht geben. 

Es muss anhand sor­ge­recht­li­cher Kri­te­ri­en ent­schei­den, wel­cher Eltern­teil über die reli­giö­se Erzie­hung ent­schei­den darf. so der Nürn­ber­ger Fach­an­walt für Fami­li­en­recht Mar­tin Weis­pfen­ning, Vize­prä­si­dent und Geschäfts­füh­rer „Fami­li­en­recht” der Deut­schen Anwalts‑, Notar- und Steu­er­be­ra­ter­ver­ei­ni­gung für Erb- und Fami­li­en­recht e. V. (DANSEF) in Stutt­gart unter Hin­weis auf ein am 12.03.2010 ver­öf­fent­lich­tes Urteil des Ober­lan­des­ge­richts (OLG) Olden­burg (13 UF 8/10).

Ein Vater hat­te beim Gericht bean­tragt, ihm die allei­ni­ge Ent­schei­dungs­be­fug­nis für den Kir­chen­aus­tritt sei­nes Kin­des zu über­tra­gen. Seit der Tren­nung der Eltern lebt der gemein­sa­me Sohn bei der Mut­ter. Der Vater ist Mos­lem, wäh­rend die Mut­ter katho­lisch ist. Die Eltern haben die gemein­sa­me elter­li­che Sor­ge. Die Mut­ter ließ den Sohn nach der Tren­nung katho­lisch tau­fen. Der Vater ver­lang­te von ihr die Zustim­mung zur Erklä­rung über den Kir­chen­aus­tritt des Kin­des gegen­über dem Stan­des­amt. Er mein­te, dass Kin­de müs­se sich in reli­giö­ser Hin­sicht frei ent­wi­ckeln kön­nen. Es sol­le spä­ter frei ent­schei­den kön­nen, wel­cher Reli­gi­ons­ge­mein­schaft es ange­hö­ren möchte.

Das Amts­ge­richt hat­te den Antrag des Vaters zurück­ge­wie­sen mit der Begrün­dung, die katho­li­sche Mut­ter sei die Haupt­be­zugs­per­son des Kin­des und durch den Auf­ent­halt bei ihr ver­mit­te­le die­se dem Kind die Wer­te ihres katho­li­schen Glaubens.

Die Beschwer­de des Vaters beim Ober­lan­des­ge­richt führ­te im Ergeb­nis zu kei­ner ande­ren Ent­schei­dung, so Weispfenning.

Der welt­an­schau­lich neu­tra­le Staat kön­ne nicht die Ent­schei­dung über die reli­giö­se Kin­der­er­zie­hung tref­fen, in dem es einem Eltern­teil die Ent­schei­dungs­be­fug­nis hier­über über­tra­ge. Die Vor­stel­lung des Vaters, das Kind im reli­gi­ons­mün­di­gen Alter sel­ber ent­schei­den zu las­sen, stel­le eben­so ein Erzie­hungs­kon­zept dar, wie die Erzie­hung des Kin­des in die eine oder ande­re Glau­bens­rich­tung. Wel­ches Erzie­hungs­kon­zept für das Kind das Rich­ti­ge sei, kön­ne aber nicht durch ein Gericht ent­schie­den wer­den. Die Ent­schei­dungs­be­fug­nis müs­se bei den — gemein­sam sor­ge­be­rech­tig­ten — Eltern verbleiben.

Das Gericht muss sich als reli­gi­ös neu­tra­le staat­li­che Instanz von der reli­giö­sen Fra­ge­stel­lung lösen und nach ande­ren sor­ge­recht­li­chen Kri­te­ri­en ent­schei­den, wer über bestimm­te Ein­zel­fra­gen im Zusam­men­hang mit der reli­giö­sen Erzie­hung ent­schei­den darf. Maß­geb­lich sind inso­weit Kri­te­ri­en wie Kon­ti­nui­tät und Ein­bet­tung in das sozia­le Umfeld.

Weis­pfen­ning, riet, sich ggfs. umfas­send recht­lich bera­ten zu las­sen und ver­wies dazu u. a. auch auf die auf Fami­li­en­recht spe­zia­li­sier­ten Anwäl­tin­nen und Anwäl­te in der DANSEF Deut­sche Anwalts‑, Notar- und Steu­er­be­ra­ter­ver­ei­ni­gung  für Erb- und Fami­li­en­recht e. V —  www.dansef.de -

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