OLG Düs­sel­dorf, Beschluss vom 07.10.2021, AZ I‑3 Wx 59/21

Aus­ga­be: 11–2021Erbrecht

1. Ob ein wich­ti­ger Grund im Sin­ne von § 2227 BGB Abs.1. vor­liegt, beur­teilt sich nach den jewei­li­gen Umstän­den des kon­kre­ten Ein­zel­fal­les. Dabei ist bereits bei der Prü­fung eines wich­ti­gen Grun­des zwi­schen dem Inter­es­se an der Bei­be­hal­tung im Amt und dem ent­ge­gen­ge­setz­ten Inter­es­se an der Ent­las­sung des Tes­ta­ments­voll­stre­ckers abzu­wä­gen mit der Fol­ge, dass im Ergeb­nis nur Grün­de eine Ent­las­sung aus dem Amt des Tes­ta­ments­voll­stre­ckers recht­fer­ti­gen, die ein sol­ches Gewicht besit­zen, dass sie sich gegen­über den für eine Fort­füh­rung des Amtes spre­chen­den Grün­den durchsetzen.

2. Steht die fach­li­che Eig­nung des Tes­ta­ments­voll­stre­ckers außer Fra­ge und wird das Ent­las­sungs­ge­such vom Mit­er­ben allei­ne mit dem Vor­wurf begrün­det, der Tes­ta­ments­voll­stre­cker habe bei der Ver­wal­tung oder Aus­ein­an­der­set­zung des Nach­las­ses sei­ne Pflich­ten ver­letzt, setzt ein wich­ti­ger Grund im Sin­ne von § 2227 BGB drei­er­lei voraus: 

a) Die zur Last geleg­te Pflicht­ver­let­zung muss geeig­net sein, die berech­tig­ten Belan­ge des antrag­stel­len­den Mit­er­ben, nament­lich die mit sei­ner Mit­er­ben­stel­lung ver­bun­de­nen Ver­mö­gens­in­ter­es­sen, zu beeinträchtigen. 

b) Die Pflicht­ver­let­zung muss zudem schuld­haft began­gen wor­den sein (BGH, Beschluss vom 17. Mai 2017 — IV ZB 25/16, NJW 2017, 2112) und über­dies ein sol­ches Gewicht besit­zen, dass sie nach den kon­kre­ten Umstän­den des Fal­les als eine gro­be Ver­feh­lung betrach­tet und wer­tungs­mä­ßig mit der Unfä­hig­keit des Tes­ta­ments­voll­stre­ckers zu einer ord­nungs­ge­mä­ßen Aus­übung sei­nes Amtes auf eine Stu­fe gestellt wer­den kann.

c) Die Abwä­gung der wider­strei­ten­den Inter­es­sen unter Berück­sich­ti­gung des mut­maß­li­chen Wil­lens des Erb­las­sers muss schließ­lich zu dem Ergeb­nis füh­ren, dass der Tes­ta­ments­voll­stre­cker aus sei­nem Amt ent­fernt wer­den muss.

d) Im Ein­zel­fall kann die Anwen­dung die­ser Grund­sät­ze dazu füh­ren, dass eine Ent­las­sung aus dem Tes­ta­ments­voll­stre­cker­amt nur dann ver­langt wer­den kann, wenn der Tes­ta­ments­voll­stre­cker bei der Ver­wal­tung und Aus­ein­an­der­set­zung des gesamt­hän­de­risch gebun­de­nen Nach­las­ses zum Nach­teil des Antrag­stel­lers und in einem Maße grob pflicht­wid­rig gehan­delt hat, dass die­sem ein wei­te­res Tätig­wer­den des Tes­ta­ments­voll­stre­ckers nicht zuge­mu­tet wer­den kann.

Wei­te­re Infor­ma­tio­nen: https://www.justiz.nrw.de/nrwe/olgs/duesseldorf…