(Stutt­gart) Uni­ons­bür­ger ande­rer Mit­glied­staa­ten, die ihren Wohn­sitz oder gewöhn­li­chen Auf­ent­halt in Deutsch­land haben, kön­nen auch dann in Deutsch­land kin­der­geld­be­rech­tigt sein, wenn sie wei­ter­hin in das Sozi­al­sys­tem ihres Hei­mat­lan­des ein­ge­glie­dert blei­ben und auch dort Kin­der­geld bezie­hen. In die­sen Fäl­len ist das deut­sche Kin­der­geld aller­dings um die aus­län­di­schen Leis­tun­gen zu kürzen. 

Dar­auf ver­weist der Kie­ler Steu­er­be­ra­ter Jörg Pas­sau, Vize­prä­si­dent der Deut­schen Anwalts‑, Notar- und Steu­er­be­ra­ter­ver­ei­ni­gung für Erb- und Fami­li­en­recht e. V. (DANSEF) mit Sitz in Stutt­gart unter Hin­weis auf die Mit­tei­lung des Finanz­ge­richts (FG) Köln vom 15.03.2013 zu sei­nen Urtei­len vom 30.01.2013 für nie­der­län­di­sche und pol­ni­sche Arbeit­neh­mer (15 K 47/09, 15 K 930/09 und 15 K 2058/09).

Der Senat stützt sich hier­in auf das Urteil des Euro­päi­schen Gerichts­hofs (EuGH) vom 12.06.2012 (RS C‑611/10 und C‑612/10, Hud­zinski und Wawr­zy­ni­ak). Gegen­stand des EuGH-Urteils waren die Kin­der­geld­an­sprü­che eines von Polen nach Deutsch­land ent­sand­ten Arbeit­neh­mers und eines pol­ni­schen Sai­son­ar­bei­ters. Hier­zu hat der Gerichts­hof ent­schie­den, dass ent­sand­te Arbeit­neh­mer und Sai­son­ar­bei­ter aus Polen und ande­ren EU-Län­dern nicht des­halb gänz­lich vom Kin­der­geld in Deutsch­land aus­ge­schlos­sen wer­den dürf­ten, weil sie in ihrem Hei­mat­land ver­gleich­ba­re Fami­li­en­leis­tun­gen erhiel­ten. Dies ver­sto­ße gegen die im EU-Ver­trag garan­tier­ten Freizügigkeitsrechte.

Der 15. Senat ver­tritt in sei­nen Urtei­len die Auf­fas­sung, dass der Anwen­dungs­be­reich die­ser EuGH-Ent­schei­dung nicht auf die ent­schie­de­nen Fall­kon­stel­la­tio­nen beschränkt sei, son­dern dass die­se Grund­sät­ze auch und erst Recht für ande­re als ent­sand­te oder nur sai­so­nal beschäf­tig­te Arbeit­neh­mer gel­ten, wenn die­se von ihrem Frei­zü­gig­keits­recht Gebrauch gemacht und ihren Wohn­sitz oder gewöhn­li­chen Auf­ent­halt nach Deutsch­land ver­legt haben. § 65 des Ein­kom­men­steu­er­ge­set­zes, der einen inlän­di­schen Kin­der­geld­an­spruch im Fal­le des Bezu­ges aus­län­di­scher Fami­li­en­leis­tun­gen aus­schließt, ver­sto­ße nach Auf­fas­sung des Senats gegen die im EU-Ver­trag garan­tier­ten Frei­zü­gig­keits­rech­te. Die­se Vor­schrift sei daher dahin­ge­hend aus­zu­le­gen, dass das deut­sche Kin­der­geld ledig­lich um die aus­län­di­schen Fami­li­en­leis­tun­gen gekürzt wer­den dürfe.

Der 15. Senat hat gegen die Urtei­le die Revi­si­on beim Bun­des­fi­nanz­hof in Mün­chen zugelassen.

Pas­sau emp­fahl, dies zu beach­ten und ggfs. recht­li­chen und/oder steu­er­li­chen Rat in Anspruch zu neh­men, wobei er dabei u. a. auf die DANSEF Deut­sche Anwalts‑, Notar- und Steu­er­be­ra­ter­ver­ei­ni­gung  für Erb- und Fami­li­en­recht e. V —  www.dansef.de — verwies.

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Jörg Pas­sau
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