(Stutt­gart) Eine Leih­mut­ter­schaft ist mit dem Schutz der Men­schen­wür­de nach Art. 1 Abs. 1 des Grund­ge­set­zes nicht ver­ein­bar. Des­we­gen ist die Ent­schei­dung eines kali­for­ni­schen Gerichts, das die Eltern­schaft der „Auf­trag­ge­ber” einer Leih­mut­ter­schaft fest­ge­stellt hat, für die Ein­tra­gung in das Gebur­ten­re­gis­ter durch das Stan­des­amt in Deutsch­land nicht bindend. 

Dar­auf ver­weist der Düs­sel­dor­fer Fach­an­walt für Fami­li­en­recht Dr. Flo­ri­an Fischer, Mit­glied in der Deut­schen Anwalts‑, Notar- und Steu­er­be­ra­ter­ver­ei­ni­gung für Erb- und Fami­li­en­recht e. V. mit Sitz in Stutt­gart sowie Lei­ter des Fach­aus­schus­ses Men­schen­rech­te des VDA VERBAND DEUTSCHER ANWÄLTE e. V., Stutt­gart, unter Hin­weis auf die Mit­tei­lung des Kam­mer­ge­richts (KG) Ber­lin vom 16.08.2013 zu sei­nem Beschluss vom 1. August 2013 — 1 W 413/12 -.

Nach den Fest­stel­lun­gen des Gerichts hat­ten die Betei­lig­ten zu 1. und 2. des Ver­fah­rens, die in einer regis­trier­ten Lebens­part­ner­schaft in Deutsch­land leben, mit einer ame­ri­ka­ni­schen Staats­an­ge­hö­ri­gen im August 2010 einen Leih­mut­ter­ver­trag geschlos­sen. Auf die­ser Grund­la­ge hat­te die Leih­mut­ter im Mai 2011 in den USA ein mit Sper­mi­en des Betei­lig­ten zu 1. und anonym gespen­de­ten Eizel­len gezeug­tes Kind gebo­ren, den Betei­lig­ten zu 3. Im April 2011 hat­te ein Gericht in Kali­for­ni­en nach ent­spre­chen­dem Aner­kennt­nis durch Urteil fest­ge­stellt, dass die Betei­lig­ten zu 1. und 2. Eltern der zwi­schen dem 16. Sep­tem­ber 2010 und dem 16. Juli 2011 zu gebä­ren­den Kin­der sei­en, die Leih­mut­ter hin­ge­gen nicht deren gesetz­li­ches Eltern­teil.
Das Stan­des­amt lehn­te den unter Hin­weis auf das kali­for­ni­sche Urteil gestell­ten Antrag auf Nach­be­ur­kun­dung der Aus­lands­ge­burt im Gebur­ten­re­gis­ter ab. Der Antrag auf Anwei­sung durch das Amts­ge­richt war eben­so erfolg­los wie jetzt die Beschwer­de zum Kam­mer­ge­richt, so Dr. Fischer. 

Die kali­for­ni­sche Gerichts­ent­schei­dung zur Eltern­schaft sei nicht bin­dend, weil sie mit wesent­li­chen Grund­sät­zen des deut­schen Rechts offen­sicht­lich unver­ein­bar sei (ord­re-public-Ver­stoß), so der 1. Zivil­se­nat. Ein recht­li­ches Eltern-Kind-Ver­hält­nis kön­ne in Deutsch­land nur durch Abstam­mung oder auf­grund einer Annah­me als Kind ent­ste­hen. Eine Leih­mut­ter­schaft sei zivil- wie straf­recht­lich unzu­läs­sig. Hin­ter­grund die­ser gesetz­ge­be­ri­schen Ent­schei­dung und grund­le­gen­den Wert­ent­schei­dung sei der ver­fas­sungs­recht­lich gebo­te­ne Schutz der Men­schen­wür­de. Die beson­de­re Bezie­hung des unge­bo­re­nen Lebens mit der Mut­ter ver­bie­te eine Über­nah­me von Schwan­ger­schaf­ten als eine Art Dienst­leis­tung. Das Kind sei in beson­de­rer Wei­se schutz­be­dürf­tig gegen gesund­heit­li­che und see­li­sche Gefähr­dun­gen nach der Geburt, etwa bei sei­ner Iden­ti­täts­fin­dung. Ähn­li­ches gel­te für die betrof­fe­nen Frau­en. Schließ­lich habe ein Kind ein ver­fas­sungs­recht­lich abge­si­cher­tes Recht auf Kennt­nis sei­ner Abstam­mung, unab­hän­gig davon, ob es um gene­ti­sche oder sons­ti­ge bio­lo­gi­sche Her­kunft gehe. Die­se Infor­ma­ti­on wür­de dem Betei­lig­ten zu 3. bei der erstreb­ten Regis­ter­ein­tra­gung vor­ent­hal­ten, weil die Leih­mut­ter nicht im Regis­ter genannt wür­de.
Die Mög­lich­keit einer Regis­ter­ein­tra­gung des Betei­lig­ten zu 1. und der Leih­mut­ter ließ der Senat aus­drück­lich offen — dies sei nicht bean­tragt wor­den. Der Senat hat gegen die Ent­schei­dung die Rechts­be­schwer­de zum Bun­des­ge­richts­hof zuge­las­sen.
Dr. Fischer emp­fahl, dies zu beach­ten und in allen Zwei­fels­fäl­len Rechts­rat ein­zu­ho­len, wobei er u. a. auch auf die bun­des­weit mehr als 700 auf Erbrecht, Erb­schaft­steu­er­recht und Schei­dungs­recht spe­zia­li­sier­ten Rechts­an­wäl­te und Steu­er­be­ra­ter der DANSEF Deut­sche Anwalts‑, Notar- und Steu­er­be­ra­ter­ver­ei­ni­gung für Erb- und Fami­li­en­recht e. V., www.dansef.de verwies.

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