(Stutt­gart) Im Aus­land gezahl­te Erb­schaft­steu­er, für die im Inland eine Anrech­nung nicht vor­ge­se­hen ist, bleibt unbe­rück­sich­tigt. Aus höher­ran­gi­gem Recht ergibt sich kein Zwang zur Anrech­nung. Die Dop­pel­be­steue­rung muss aber unter Umstän­den durch Bil­lig­keits­maß­nah­men gemil­dert werden. 

Dar­auf ver­weist der Kie­ler Steu­er­be­ra­ter Jörg Pas­sau, Vize­prä­si­dent der Deut­schen Anwalts‑, Notar- und Steu­er­be­ra­ter­ver­ei­ni­gung für Erb- und Fami­li­en­recht e. V. (DANSEF) mit Sitz in Stutt­gart unter Hin­weis auf die Mit­tei­lung des Bun­des­fi­nanz­hofs (BFH) vom 31.07.2013 zu sei­nem Urteil vom 19. Juni 2013 (II R 10/12).

Die Klä­ge­rin ist Mit­er­bin ihrer im Jahr 2000 ver­stor­be­nen Groß­tan­te, die Kapi­tal­ver­mö­gen (Bank­gut­ha­ben und fest­ver­zins­li­che Wert­pa­pie­re) u.a. in Frank­reich ange­legt hat­te. Frank­reich erhob für das dort ange­leg­te Kapi­tal­ver­mö­gen Erb­schaft­steu­er nach einem Steu­er­satz von 55 %. Im Inland unter­fällt das­sel­be Ver­mö­gen eben­falls der Erb­schaft­steu­er. Eine Anrech­nung der im Aus­land gezahl­ten Erb­schaft­steu­er war nicht vor­ge­se­hen. Weder greift die gel­ten­de Anrech­nungs­vor­schrift, weil das Ver­mö­gen nach deut­schem Recht zum Inlands­ver­mö­gen zählt, noch bestand ein Abkom­men zur Ver­mei­dung der Dop­pel­be­steue­rung auf die­sem Gebiet. 

Das zustän­di­ge Finanz­amt (FA) setz­te die deut­sche Erb­schaft­steu­er ent­spre­chend fest und rech­ne­te die fran­zö­si­sche Erb­schaft­steu­er weder auf die deut­sche Erb­schaft­steu­er an noch zog es sie von deren Bemes­sungs­grund­la­ge ab. Es erließ ledig­lich einen Teil der Erb­schaft­steu­er wegen sach­li­cher Unbil­lig­keit. Kla­ge und Revi­si­on blie­ben erfolglos. 

Der BFH hat die Auf­fas­sung des FA und des Finanz­ge­richts bestä­tigt, dass die fran­zö­si­sche Erb­schaft­steu­er bei der Fest­set­zung der deut­schen Erb­schaft­steu­er unbe­rück­sich­tigt bleibt. Uni­ons­recht, ins­be­son­de­re die Kapi­tal­ver­kehrs­frei­heit, steht der mehr­fa­chen Belas­tung eines Erwerbs von Todes wegen mit Erb­schaft­steu­er durch meh­re­re Staa­ten nach der stän­di­gen Recht­spre­chung des Gerichts­hofs der Euro­päi­schen Uni­on nicht ent­ge­gen. Das Grund­ge­setz und die Euro­päi­sche Men­schen­rechts­kon­ven­ti­on ver­lan­gen eben­falls nicht, dass die aus­län­di­sche Erb­schaft­steu­er auf die deut­sche Erb­schaft­steu­er ange­rech­net oder als Nach­lass­ver­bind­lich­keit von deren Bemes­sungs­grund­la­ge abge­zo­gen wer­den muss. 

Der BFH hat aber dar­auf hin­ge­wie­sen, so Pas­sau, dass eine über­mä­ßi­ge, kon­fis­kato­ri­sche Steu­er­be­las­tung Bil­lig­keits­maß­nah­men erfor­dern kann. Ob der im Streit­fall vor­ge­nom­me­ne Tei­ler­lass den Anfor­de­run­gen inso­weit genüg­te, war aller­dings nicht Gegen­stand des Ver­fah­rens.
Im Ver­hält­nis zu Frank­reich hat sich die Rechts­la­ge in der Zwi­schen­zeit geän­dert. Eine Dop­pel­be­steue­rung wie im Streit­fall wird nun durch das am 3. April 2009 in Kraft getre­te­ne Abkom­men zwi­schen der Bun­des­re­pu­blik Deutsch­land und der fran­zö­si­schen Repu­blik zur Ver­mei­dung der Dop­pel­be­steue­rung der Nach­läs­se, Erb­schaf­ten und Schen­kun­gen ver­mie­den. Die Ent­schei­dung ist aber nach wie vor im Ver­hält­nis zu Staa­ten von Bedeu­tung, mit denen kein sol­ches Dop­pel­be­steue­rungs­ab­kom­men besteht und die für die Erhe­bung von Erb­schaft­steu­er an den Wohn­sitz oder Sitz des Schuld­ners von Kapi­tal­for­de­run­gen des Erb­las­sers anknüpfen.

Pas­sau emp­fahl, dies zu beach­ten und ggfs. recht­li­chen und/oder steu­er­li­chen Rat in Anspruch zu neh­men, wobei er dabei u. a. auf die DANSEF Deut­sche Anwalts‑, Notar- und Steu­er­be­ra­ter­ver­ei­ni­gung für Erb- und Fami­li­en­recht e. V — www.dansef.de — verwies.

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