(Stutt­gart) Der Ver­wal­tungs­ge­richts­hof Baden-Würt­tem­berg hat in drei kürz­lich ver­öf­fent­lich­ten Urtei­len klar­ge­stellt, dass das an die Eltern aus­ge­zahl­te Kin­der­geld zu deren Ein­kom­men im Sin­ne sozi­al­recht­li­cher Vor­schrif­ten zählt. 

Dar­auf ver­weist der Nürn­ber­ger Fach­an­walt für Fami­li­en­recht Mar­tin Weis­pfen­ning, Vize­prä­si­dent und Geschäfts­füh­rer „Fami­li­en­recht” der Deut­schen Anwalts‑, Notar- und Steu­er­be­ra­ter­ver­ei­ni­gung für Erb- und Fami­li­en­recht e. V. (DANSEF) in Stutt­gart unter Hin­weis auf die am 02.02.2010 ver­öf­fent­lich­ten Urtei­le des Ver­wal­tungs­ge­richts­hofs Baden-Würt­tem­berg (VGH) vom 16.12.2009, Az.: 12 S 1550/07, 12 S 1603/07 und 12 S 567/08.

Nach dem Ach­ten Buch des Sozi­al­ge­setz­buchs (SGB VIII) Kin­der- und Jugend­hil­fe kön­nen die Eltern für bestimm­te Maß­nah­men der Jugend­hil­fe zu pau­scha­lier­ten Kos­ten­bei­trä­gen her­an­ge­zo­gen wer­den. In den vom VGH ent­schie­de­nen Fäl­len waren sol­che Bei­trä­ge für die Kos­ten der Unter­brin­gung von Kin­dern in voll­sta­tio­nä­ren Jugend­hil­fe­maß­nah­men in einer Pfle­ge­fa­mi­lie bzw. in einem Heim erho­ben wor­den. Die allein ver­die­nen­den Väter die­ser Kin­der wehr­ten sich gegen die­se Kos­ten­bei­trä­ge. Sie wand­ten ein, dass ihre Belas­tungs­gren­ze unter Berück­sich­ti­gung der Unter­halts­an­sprü­che ihrer Ehe­frau­en und der wei­te­ren, in ihrem Haus­halt leben­den Kin­der, der sog. Geschwis­ter­kin­der, über­schrit­ten sei. Vor allem gehe es nicht an, dass die Behör­den ihnen das Kin­der­geld für alle Kin­der als Ein­kom­men anrech­ne­ten. Das Ver­wal­tungs­ge­richt Stutt­gart gab den Kla­gen teil­wei­se statt, weil das Kin­der­geld für die Geschwis­ter­kin­der nicht zum Ein­kom­men zähle.

Der VGH hat die­se in der Recht­spre­chung noch nicht abschlie­ßend geklär­te Fra­ge dahin­ge­hend ent­schie­den, dass Kin­der­geld unab­hän­gig davon, für wel­ches Kind es bezahlt wird Ein­kom­men der Eltern dar­stellt, betont Weispfenning.

Das SGB VIII gehe näm­lich grund­sätz­lich davon aus, dass zum Ein­kom­men alle Ein­künf­te in Geld oder Gel­des­wert gehör­ten. Eine Aus­nah­me sei nur dann zuzu­las­sen, wenn eine staat­li­che Leis­tung einem aus­drück­lich benann­ten Zweck die­ne. Eine sol­che aus­drück­li­che Zweck­be­stim­mung des Kin­der­gel­des las­se sich den maß­geb­li­chen gesetz­li­chen Rege­lun­gen jedoch nicht entnehmen.

Nach der Ansicht des VGH kann den Belan­gen der betrof­fe­nen Fami­li­en aber durch die gesetz­li­che Här­te­fall­re­ge­lung Rech­nung getra­gen wer­den. Danach soll von der Her­an­zie­hung zum Kos­ten­bei­trag ganz oder teil­wei­se abge­se­hen wer­den, wenn sich dar­aus eine beson­de­re Här­te ergä­be. Ein sol­cher Fall lie­ge dann vor, wenn und soweit durch den Kos­ten­bei­trag die Unter­halts­an­sprü­che gleich­ran­gig Berech­tig­ter geschmä­lert wür­den. In allen drei ent­schie­de­nen Fäl­len hat der VGH die­se Vor­aus­set­zung bejaht, denn bei Berück­sich­ti­gung des Kos­ten­bei­trags könn­ten die Väter die Unter­halts­an­sprü­che ihrer übri­gen Kin­der nicht mehr voll erfül­len. Die­se Prü­fung könn­ten die Behör­den anhand der in der Ver­wal­tungs­pra­xis schon bis­her ange­wand­ten Tabel­len für die ver­schie­de­nen Unter­halts­pflich­ten vor­neh­men, die einer­seits für das Jugend­hil­fe­recht und ande­rer­seits in Gestalt der sog. unter­halts­recht­li­chen Leit­li­ni­en für das Fami­li­en­recht ein­ge­führt sind; Här­te­fäl­le sei­en danach unkom­pli­ziert zu bewältigen.

Die Urtei­le sind nicht rechts­kräf­tig; der VGH hat jeweils die Revi­si­on zum Bun­des­ver­wal­tungs­ge­richt wegen grund­sätz­li­cher Bedeu­tung der Rechts­sa­che zugelassen

Weis­pfen­ning, riet, sich umfas­send recht­lich bera­ten zu las­sen und ver­wies dazu u. a. auch auf die auf Fami­li­en­recht spe­zia­li­sier­ten Anwäl­tin­nen und Anwäl­te in der DANSEF Deut­sche Anwalts‑, Notar- und Steu­er­be­ra­ter­ver­ei­ni­gung  für Erb- und Fami­li­en­recht e. V —  www.dansef.de -

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