(Stutt­gart) Die Kos­ten für die pri­va­te Kran­ken­ver­si­che­rung eines Kin­des sind in den Unter­halts­be­trä­gen, die in den Unter­halts­ta­bel­len aus­ge­wie­sen sind, nicht enthalten. 

Dar­auf ver­weist der Nürn­ber­ger Fach­an­walt für Fami­li­en­recht Mar­tin Weis­pfen­ning, Vize­prä­si­dent und Geschäfts­füh­rer „Fami­li­en­recht” der Deut­schen Anwalts‑, Notar- und Steu­er­be­ra­ter­ver­ei­ni­gung für Erb- und Fami­li­en­recht e. V. (DANSEF) in Stutt­gart unter Hin­weis auf ein Urteil des Ober­lan­des­ge­richts (OLG) Koblenz vom 19.01.2010, Az.: 11 UF 620/09.

In dem Fall strit­ten die Par­tei­en um die Zah­lung von Kran­ken­vor­sor­ge­un­ter­halt für den  gemein­sa­men elf­jäh­ri­gen Sohn M., der  bei der Mut­ter lebt. Die bis zur Ehe­schlie­ßung der Par­tei­en bestehen­de Mit­glied­schaft der Mut­ter und Klä­ge­rin in der gesetz­li­chen Kran­ken­ver­si­che­rung ruh­te nach der Ehe­schlie­ßung. Wäh­rend des ehe­li­chen Zusam­men­le­bens waren die Par­tei­en und M. pri­vat kran­ken­ver­si­chert. Weil die Klä­ge­rin nach der Tren­nung der Par­tei­en, die Mit­te des Jah­res 2007 erfolgt ist, die Bei­trä­ge für ihre pri­va­te Kran­ken­ver­si­che­rung nicht mehr auf­brin­gen konn­te, wech­sel­te sie wie­der in die gesetz­li­che Versicherung.

Der Beklag­te ist der Auf­fas­sung, auch M. habe von der bestehen­den pri­va­ten Kran­ken­ver­si­che­rung in die gesetz­li­che Fami­li­en­ver­si­che­rung der Klä­ge­rin zu wech­seln, da die Ver­si­che­rung in der gesetz­li­chen Kran­ken­ver­si­che­rung ab der Schei­dung der Par­tei­en bei­trags­frei ist und bis dahin ledig­lich 75,00 € monat­lich für das Kind kos­tet. Er sei bereit, neben der gesetz­li­chen Kran­ken­ver­si­che­rung eine Zusatz­ver­si­che­rung abzu­schlie­ßen, durch die für M. eine Behand­lung durch Ärz­te sicher­ge­stellt wer­de, die grund­sätz­lich nur Pri­vat­pa­ti­en­ten behan­deln; auch sei er bereit, selbst für sol­che Zusatz­kos­ten auf­zu­kom­men. Auch bei guten Lebens­ver­hält­nis­sen sei der bar­un­ter­halts­pflich­ti­ge Eltern­teil finan­zi­ell zu scho­nen. Zudem kön­ne ein der pri­va­ten Kran­ken­ver­si­che­rung ver­gleich­ba­rer Ver­si­che­rungs­schutz erreicht wer­den durch Abschluss einer pri­va­ten Zusatz­ver­si­che­rung, die monat­lich 7,46 € kos­te. Dem Kind ent­stün­den im Fal­le der Kom­bi­na­ti­on einer Mit­ver­si­che­rung in der gesetz­li­chen Kran­ken­ver­si­che­rung der Klä­ge­rin und der pri­va­ten Zusatz­ver­si­che­rung kei­ne Nachteile.

Die Klä­ge­rin trägt vor, die Leis­tun­gen der gesetz­li­chen Kran­ken­ver­si­che­rung blie­ben auch in Ver­bin­dung mit einer pri­va­ten Zusatz­ver­si­che­rung hin­ter denen der bestehen­den pri­va­ten Kran­ken­ver­si­che­rung zurück. Einen kon­kre­ten Tarif einer bestimm­ten Zusatz­ver­si­che­rung, der etwa auch die freie Arzt­wahl bei ambu­lan­ten Behand­lun­gen als Pri­vat­pa­ti­ent beinhal­te, habe der Beklag­te nicht dargelegt.

Auch das OLG Koblenz konn­te dem Vor­trag des Vaters nicht fol­gen und wies sei­ne Beru­fung zurück, betont Weispfenning.

Die Klä­ge­rin kön­ne hier die Zah­lung eines monat­li­chen Kran­ken­vor­sor­ge­un­ter­halts in Höhe von 180,46 € für die pri­va­te Kran­ken­ver­si­che­rung ab Juni 2009 von dem Beklag­ten ver­lan­gen, §§ 1601, 1610 BGB. Die Prä­mie für die pri­va­te Kran­ken­ver­si­che­rung gehö­re zum ange­mes­se­nen Unter­halt des Soh­nes der Par­tei­en. Kos­ten für eine pri­va­te Kran­ken­ver­si­che­rung sind in den Tabel­len­sät­zen der Düs­sel­dor­fer Tabel­le grund­sätz­lich nicht ent­hal­ten, weil davon aus­ge­gan­gen wer­de, dass das min­der­jäh­ri­ge Kind nach § 1612 Abs. 1 Satz 2 BGB in der gesetz­li­chen Fami­li­en­ver­si­che­rung gegen Krank­heit mit­ver­si­chert ist.

Der Beklag­te sei hier ver­pflich­tet, die Kos­ten für die Pri­vat­ver­si­che­rung sei­nes Soh­nes auf­zu­brin­gen, da es sich dabei um ange­mes­se­nen Unter­halt im Sin­ne von § 1610 Abs. 1 BGB han­de­le. Nach die­ser Vor­schrift bestimmt sich das Maß des zu gewäh­ren­den Unter­halts nach der Lebens­stel­lung des Bedürf­ti­gen (ange­mes­se­ner Unter­halt). Der ange­mes­se­ne Unter­halt eines Kin­des rich­te sich nach sei­ner unter Umstän­den wech­seln­den Lebens­stel­lung, gewöhn­lich lei­ten Min­der­jäh­ri­ge ihren ange­mes­se­nen Lebens­be­darf von den Eltern ab. Eine pri­va­te Kran­ken­ver­si­che­rung gehö­re vor­lie­gend zu einem ange­mes­se­nen Unter­halt. M. sei seit sei­ner Geburt pri­vat kran­ken­ver­si­chert; auch der Beklag­te, der monat­lich min­des­tens 5.000 € net­to ver­dient, sei auf die­se Art kran­ken­ver­si­chert. Die von dem Beklag­ten gemach­te Zusa­ge, er wer­de gege­be­nen­falls die Kos­ten eines Arz­tes, der nur Pri­vat­pa­ti­en­ten behan­de­le, per­sön­lich tra­gen, füh­re zu kei­nem ande­ren Ergeb­nis. Der Unter­halts­an­spruch nach §§ 1601, 1610 BGB rich­te sich auf die Zah­lung von Kran­ken­vor­sor­ge­un­ter­halt, der Anspruch beinhal­te also die Zah­lung der Kos­ten für eine ange­mes­se­ne Kran­ken­ver­si­che­rung. Ohne das Ein­ver­ständ­nis des Unter­halts­be­rech­tig­ten kön­ne die­ser Anspruch nicht — auch nicht teil­wei­se — durch eine Zusa­ge des Unter­halts­ver­pflich­te­ten ersetzt wer­den, für bestimm­te nicht abge­deck­te Kos­ten per­sön­lich aufzukommen.

Weis­pfen­ning, riet, sich ggfs. umfas­send recht­lich bera­ten zu las­sen und ver­wies dazu u. a. auch auf die auf Fami­li­en­recht spe­zia­li­sier­ten Anwäl­tin­nen und Anwäl­te in der DANSEF Deut­sche Anwalts‑, Notar- und Steu­er­be­ra­ter­ver­ei­ni­gung  für Erb- und Fami­li­en­recht e. V —  www.dansef.de -

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