(Stutt­gart) Schlägt der durch ein gemein­schaft­li­ches Ehe­gat­ten­tes­ta­ment zum Allein­er­ben bestimm­te über­le­ben­de Ehe­gat­te die Erb­schaft aus, ist ein in dem Tes­ta­ment bestimm­ter Schluss­erbe ohne aus­drück­li­che tes­ta­men­ta­ri­sche Bestim­mung regel­mä­ßig nicht als Ersatz­er­be für den aus­schla­gen­den Ehe­gat­ten berufen. 

Dar­auf ver­weist der Nürn­ber­ger Fach­an­walt für Erb- und Steu­er­recht sowie Han­dels- und Gesell­schafts­recht Dr. Nor­bert Gie­se­ler, Vize­prä­si­dent der DANSEF Deut­sche Anwalts‑, Notar- und Steu­er­be­ra­ter­ver­ei­ni­gung für Erb- und Fami­li­en­recht e. V., Stutt­gart, unter Hin­weis auf die Mit­tei­lung des Ober­lan­des­ge­richts (OLG) Hamm vom 24.03.2014 zu sei­nem Beschluss vom 14.03.2014, Az. 15 W 136/13.

Die Betei­lig­te zu 1 ist die Toch­ter aus der ers­ten Ehe des im Jah­re 2012 im Alter von 83 Jah­ren ver­stor­be­nen Erb­las­sers aus Bocholt. Der Betei­lig­te zu 2 ist der Nef­fe der zwei­ten Ehe­frau des Erb­las­sers. Gemein­sam mit sei­ner zwei­ten Frau errich­te­te der Erb­las­ser im Jah­re 2005 ein Ehe­gat­ten­tes­ta­ment, mit dem sich die Ehe­leu­te gegen­sei­tig zu allei­ni­gen Erben ein­setz­ten und die Betei­lig­ten zu 1 und 2 zu glei­chen Tei­len als Schluss­erben des Letzt­versterben­den bestimm­ten. Nach dem Tode des Erb­las­sers schlug die zwei­te Ehe­frau die Erb­schaft aus. Dar­auf­hin hat die Betei­lig­te zu 1 einen sie als Allein­er­bin aus­wei­sen­den Erb­schein bean­tragt. Dem Antrag ist der Betei­lig­te zu 2 mit der Begrün­dung ent­ge­gen­ge­tre­ten, er sei auf­grund des Tes­ta­ments aus dem Jah­re 2005 hälf­ti­ger Mit­er­be geworden.

Der 15. Zivil­se­nat des Ober­lan­des­ge­richts Hamm hat der Betei­lig­ten zu 1 Recht gege­ben. Als ein­zi­ger Abkömm­ling des Erb­las­sers sei die Betei­lig­te zu 1 des­sen Allein­er­bin gewor­den. Da die zwei­te Ehe­frau die Erb­schaft aus allen Beru­fungs­grün­den aus­ge­schla­gen habe, ste­he ihr kein gesetz­li­ches Erbrecht zu. Die im Ehe­gat­ten­tes­ta­ment gere­gel­te Kon­stel­la­ti­on, dass bei­de Betei­lig­te Schluss­erben nach dem Letzt­versterben­den wer­den soll­ten, lie­ge nicht vor, weil der Erb­las­ser der zuerst Ver­stor­be­ne sei.

Die Betei­lig­ten zu 1 und 2 sei­en in dem Ehe­gat­ten­tes­ta­ment auch nicht zu Ersatz­er­ben für den Fall beru­fen wor­den, dass der über­le­ben­de Ehe­gat­te die ihm zufal­len­de Erb­schaft aus­schla­ge. Eine aus­drück­li­che Beru­fung bei­der Betei­lig­ten zu Ersatz­er­ben ent­hal­te die letzt­wil­li­ge Ver­fü­gung nicht. Sie sei auch nicht in die­sem Sin­ne aus­zu­le­gen. Mit der Ein­set­zung des über­le­ben­den Ehe­gat­ten als Allein­er­ben und wei­te­rer Per­so­nen als Schluss­erben bezweck­ten die tes­tie­ren­den Ehe­leu­te bei der Errich­tung eines Ehe­gat­ten­tes­ta­ments, das gemein­sam erwirt­schaf­te­te Ver­mö­gen zunächst dem über­le­ben­den Ehe­gat­ten ohne jede Ein­schrän­kung zukom­men zu las­sen, um das Ver­mö­gen dann nach dem Tode des Letzt­versterben­den den Schluss­erben zuzu­wen­den. Dem lie­ge regel­mä­ßig die Erwar­tung zugrun­de, dass der über­le­ben­de Ehe­gat­te nach dem Tode des Erst­versterben­den das ihm Zuge­wand­te auch anneh­me. Schla­ge der über­le­ben­de Ehe­gat­te die Erb­schaft aber aus, erhal­te er die Ver­fü­gungs­be­fug­nis über sein Ver­mö­gen zurück. Dass der Erb­las­ser für die­sen Fall den Wil­len gehabt habe, die als Schluss­erben für das gemein­sa­me Ver­mö­gen aus­ge­wähl­ten Per­so­nen auch als Ersatz­er­ben für (allein) sein Ver­mö­gen zu bestim­men, kön­ne regel­mä­ßig nicht ange­nom­men wer­den. Mit der Aus­schla­gung ver­lie­re näm­lich die Toch­ter des Erb­las­sers die mit Bin­dungs­wir­kung aus­ge­stat­te­te Aus­sicht, auch nach dem Tode der über­le­ben­den zwei­ten Ehe­frau zur Schluss­erbin beru­fen zu sein.

Dr. Gie­se­ler emp­fahl, dies zu beach­ten sowie ggfs. recht­li­chen und steu­er­li­chen Rat ein­zu­ho­len, wobei er u. a. auch auf die bun­des­weit mehr als 700 auf Erbrecht, Erb­schaft­steu­er­recht und Schei­dungs­recht spe­zia­li­sier­ten Rechts­an­wäl­te und Steu­er­be­ra­ter der DANSEF Deut­sche Anwalts‑, Notar- und Steu­er­be­ra­ter­ver­ei­ni­gung für Erb- und Fami­li­en­recht e. V., www.dansef.de verwies.

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