(Stutt­gart) Das Finanz­ge­richt Rhein­land-Pfalz hat soeben zu der Fra­ge Stel­lung genom­men, unter wel­chen Umstän­den Unter­halts­leis­tun­gen der Groß­el­tern für Kin­der und Enkel­kin­der steu­er­lich als außer­ge­wöhn­li­che Belas­tun­gen (agB) abzugs­fä­hig sind.

Dar­auf ver­weist der Kie­ler Steu­er­be­ra­ter Jörg Pas­sau, Vize­prä­si­dent der Deut­schen Anwalts‑, Notar- und Steu­er­be­ra­ter­ver­ei­ni­gung für Erb- und Fami­li­en­recht e. V. (DANSEF) mit Sitz in Stutt­gart unter Hin­weis auf ein am 13.12.2010 ver­öf­fent­lich­tes Urteil des Finanz­ge­richts (FG) Rhein­land-Pfalz vom 5. Okto­ber 2010 zur Ein­kom­men­steu­er 2006 (Az.: 1 K 1577/10).

Im Streit­fall leb­te die Toch­ter (T) der Klä­ger mit ihrem Ehe­mann und drei min­der­jäh­ri­gen Kin­dern in den USA, eines der Kin­der ist schwer behin­dert. In ihrer Ein­kom­men­steu­er­erklä­rung für 2006 mach­ten die Klä­ger u.a. Unter­halts­zah­lun­gen an ihre Toch­ter und die drei Enkel­kin­der in Höhe von jeweils 2.695.- € (bzw. 2.696.- €), ins­ge­samt 10.783.- € als agB gel­tend. Die T habe kein eige­nes Ein­kom­men gehabt, der Schwie­ger­sohn habe rd. 25.000.- USD ver­dient. Dage­gen erkann­te das Finanz­amt (FA) nur Unter­halts­auf­wen­dun­gen in Höhe von ins­ge­samt 6.468.- € als agB an, was es damit begrün­de­te, dass der geleis­te­te Gesamt­be­trag (10.783.-€) auf die Per­so­nen­zahl des gemein­sa­men Haus­halts auf­zu­tei­len sei. Hier ent­fie­len bei 5 Per­so­nen im Haus­halt auf jede ein­zel­ne Per­son 2.156.- €. Da bei der T die Höhe der Ein­künf­te des Ehe­man­nes teil­wei­se anzu­rech­nen sei, blie­be letzt­lich nur der Unter­halt für die drei Enkel­kin­der von jeweils 2.156.- €, der als agB zu berück­sich­ti­gen sei (3x 2.156 = 6468.- €).

Dage­gen argu­men­tier­ten die Klä­ger (Groß­el­tern) mit der Kla­ge u.a., die Auf­tei­lung des geleis­te­ten Gesamt­be­tra­ges auf die Per­so­nen­zahl des gemein­sa­men Haus­halts sei unzu­tref­fend. Die getä­tig­ten Auf­wen­dun­gen sei­en gezielt zur Bestrei­tung des Lebens­un­ter­halts der drei Enkel­kin­der geleis­tet wor­den; es kön­ne nicht ange­nom­men wer­den, dass Unter­halts­leis­tun­gen an eine in Haus­ge­mein­schaft leben­de Per­son der gesam­ten Haus­ge­mein­schaft zu Gute kämen. Der Schwie­ger­sohn sei nicht unter­halts­be­rech­tigt, ihm habe kein Unter­halt zuge­wen­det wer­den sol­len. Die Unter­stüt­zungs­zah­lun­gen an die Toch­ter sei­en zur Bestrei­tung der Lebens­hal­tungs­kos­ten der Kin­der erbracht worden.

Die Kla­ge, mit der die Klä­ger die Berück­sich­ti­gung der Zah­lun­gen als Unter­halts­leis­tun­gen begehr­ten, hat­te jedoch kei­nen Erfolg, so Passau.

Das FG Rhein­land-Pfalz führ­te u.a. aus, eine steu­er­li­che Berück­sich­ti­gung eines über 6.468.-€ hin­aus­ge­hen­den Betra­ges kom­me hier nicht in Betracht. Nach der Recht­spre­chung des Bun­des­fi­nanz­hofs (BFH) sei bei der in intak­ter Ehe leben­den T anzu­neh­men, dass sie an den Ein­künf­ten und Las­ten des Ehe­gat­ten wirt­schaft­lich zur Hälf­te teil­ha­be. Des­we­gen schei­de ein steu­er­min­dern­der antei­li­ger Abzug der auch auf die T ent­fal­len­den Geld­zah­lun­gen aus. Wei­ter sei im Fal­le des Zusam­men­le­bens meh­re­rer unter­stütz­ter Per­so­nen in einem Haus­halt grund­sätz­lich nicht dar­auf abzu­stel­len, an wel­chen Ange­hö­ri­gen Beträ­ge über­wie­sen wor­den sei­en. Ein­heit­li­che Unter­halts­leis­tun­gen, die für den Unter­halt einer sol­chen Per­so­nen­grup­pe bestimmt sei­en, müss­ten viel­mehr nach einem all­ge­mei­nen Maß­stab auf­ge­teilt wer­den; dies gel­te auch, soweit unter­hal­te­ne Per­so­nen nicht unter­halts­be­rech­tigt sei­en. Soweit die Klä­ger wei­ter vor­ge­tra­gen hät­ten, ein gro­ßer Teil der Zah­lun­gen sei­en Auf­wen­dun­gen für das schwer behin­der­te Enkel­kind gewe­sen, sei­en das jeden­falls kei­ne typi­schen Auf­wen­dun­gen zur Bestrei­tung des Lebens­un­ter­hal­tes der Zah­lungs­emp­fän­ger, also kei­ne Unter­halts­leis­tun­gen, gewe­sen; viel­mehr habe damit ein beson­de­rer und außer­ge­wöhn­li­cher Bedarf abge­deckt wer­den sol­len, der nur nach — hier nicht streit­be­fan­ge­nen — ande­ren Vor­schrif­ten steu­er­lich abge­zo­gen wer­den kön­ne. Das Urteil ist noch nicht rechts­kräf­tig, die Revi­si­on wur­de nicht zugelassen.

Im dar­ge­stell­ten Fall wur­den außer­ge­wöhn­li­che Belas­tun­gen wegen Krank­heits­kos­ten nicht gel­tend gemacht wur­den, son­dern ledig­lich Unter­halts­kos­ten, die auch als außer­ge­wöhn­li­che Belas­tun­gen — wenn auch in einer ande­ren Vor­schrift behan­delt — bezeich­net werden.

Pas­sau emp­fahl, dies zu beach­ten und ggfs. steu­er­li­chen Rat in Anspruch zu neh­men, wobei er dabei u. a. auf die DANSEF Deut­sche Anwalts‑, Notar- und Steu­er­be­ra­ter­ver­ei­ni­gung  für Erb- und Fami­li­en­recht e. V —  www.dansef.de — verwies.

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