(Stutt­gart) Die Ver­fas­sungs­be­schwer­de der Ehe­frau eines selb­stän­di­gen Rechts­an­walt gegen den Aus­schluss der Mit­ver­si­che­rung von Kin­dern in der Fami­li­en­ver­si­che­rung ist vor dem Bun­des­ver­fas­sungs­ge­richt erfolg­los geblieben.

Dar­auf ver­weist der Nürn­ber­ger Fach­an­walt für Fami­li­en­recht Mar­tin Weis­pfen­ning, Vize­prä­si­dent und Geschäfts­füh­rer „Fami­li­en­recht” der Deut­schen Anwalts‑, Notar- und Steu­er­be­ra­ter­ver­ei­ni­gung für Erb- und Fami­li­en­recht e. V. mit Sitz in Stutt­gart, unter Hin­weis auf eine Mit­tei­lung des Bun­des­ver­fas­sungs­ge­richts (BVerfG) vom 14. Juli 2011 zum Beschluss vom 14. Juni 2011 — 1 BvR 429/11. 

§ 10 Abs. 3 SGB V schließt Kin­der mit­ein­an­der ver­hei­ra­te­ter Eltern von der bei­trags­frei­en Fami­li­en­ver­si­che­rung aus, wenn das Gesamt­ein­kom­men  des Eltern­teils, der nicht Mit­glied einer gesetz­li­chen Kran­ken­kas­se ist, höher ist als das des Mit­glieds und bestimm­te, im Gesetz fest­ge­leg­te Ein­kom­mens­gren­zen über­steigt. Durch die Rege­lung wer­den ver­hei­ra­te­te Eltern­tei­le bei Vor­lie­gen der ein­kom­mens­be­zo­ge­nen Vor­aus­set­zun­gen gegen­über unver­hei­ra­te­ten Eltern­tei­len schlech­ter gestellt, da bei ihnen ein sol­cher Aus­schluss nicht erfolgt. Das Bun­des­ver­fas­sungs­ge­richt hat bereits mit Urteil vom 12. Febru­ar 2003 (1 BvR 624/01) ent­schie­den, dass die Aus­schluss­re­ge­lung mit dem Grund­ge­setz ver­ein­bar ist (vgl. Pres­se­mit­tei­lung Nr. 9/2003 vom 12. Febru­ar 2003). 

Die Beschwer­de­füh­re­rin zu 1) ist in der gesetz­li­chen Kran­ken­ver­si­che­rung pflicht­ver­si­chert und mit einem selb­stän­di­gen Rechts­an­walt ver­hei­ra­tet, der wie die vier gemein­sa­men Kin­der, die Beschwer­de­füh­rer zu 2) bis 5), pri­vat­ver­si­chert ist. Die Beschwer­de­füh­rer begehr­ten die Fest­stel­lung, dass die Kin­der im Wege der Fami­li­en­ver­si­che­rung bei­trags­frei in der gesetz­li­chen Kran­ken­ver­si­che­rung über ihre Mut­ter mit­ver­si­chert sei­en. Ihre gegen die Ableh­nung der Kran­ken­kas­se erho­be­ne Kla­ge blieb vor den Sozi­al­ge­rich­ten ohne Erfolg. 

Die 3. Kam­mer des Ers­ten Senats des Bun­des­ver­fas­sungs­ge­richts hat die Ver­fas­sungs­be­schwer­de nicht zur Ent­schei­dung ange­nom­men, weil sie unbe­grün­det ist, so Weispfenning. 

Das Bun­des­ver­fas­sungs­ge­richts hält damit an sei­ner Recht­spre­chung im Urteil vom 12. Febru­ar 2003 fest, dass die Ungleich­be­hand­lung ver­hei­ra­te­ter Eltern­tei­le gegen­über unver­hei­ra­te­ten Eltern­tei­len im Hin­blick auf die Fami­li­en­ver­si­che­rung nicht gegen den all­ge­mei­nen Gleich­heits­satz (Art. 3 Abs. 1 GG) in Ver­bin­dung mit dem Grund­recht auf Ehe und Fami­lie (Art. 6 Abs. 1 GG) verstößt. 

Die Ungleich­be­hand­lung von Ehen und ehe­ähn­li­chen Lebens­ge­mein­schaf­ten mit Kind fin­det hier ihre Recht­fer­ti­gung nach wie vor in der Befug­nis des Gesetz­ge­bers, typi­sie­ren­de und pau­scha­lie­ren­de Rege­lun­gen zu tref­fen. Eine Aus­schluss­re­ge­lung, die sich in glei­cher Ver­si­che­rungs- und Ein­kom­mens­kon­stel­la­ti­on auch auf Part­ner einer ehe­ähn­li­chen Lebens­ge­mein­schaft erstreck­te, wäre für die Kran­ken­kas­se nicht hand­hab­bar. Für sie wür­de es eine fak­tisch nicht zu leis­ten­de Auf­ga­be dar­stel­len, kon­ti­nu­ier­lich zu prü­fen, ob eine sol­che Lebens­ge­mein­schaft besteht, immer noch oder wie­der besteht. Dem­ge­gen­über ist die Ehe ein recht­lich klar defi­nier­ter und leicht nach­weis­ba­rer Tat­be­stand. Die punk­tu­el­le gesetz­li­che Benach­tei­li­gung der ver­hei­ra­te­ten Eltern­tei­le durch Aus­schluss der Kin­der von der Fami­li­en­ver­si­che­rung bei Vor­lie­gen der ein­kom­mens­be­zo­ge­nen Vor­aus­set­zun­gen ist hin­zu­neh­men, weil sie — wie das Bun­des­ver­fas­sungs­ge­richt bereits in sei­ner Ent­schei­dung vom 12. Febru­ar 2003 fest­ge­stellt hat — bei einer Gesamt­be­trach­tung der gesetz­li­chen Rege­lung nicht schlech­ter gestellt sind als Part­ner einer ehe­ähn­li­chen Lebens­ge­mein­schaft. Wäh­rend der Ehe­part­ner, der Mit­glied der gesetz­li­chen Kran­ken­ver­si­che­rung ist, dem ande­ren Ehe­part­ner, der nicht selbst Mit­glied in der gesetz­li­chen Kran­ken­ver­si­che­rung ist, bei­trags­frei­en Ver­si­che­rungs­schutz in der gesetz­li­chen Kran­ken­ver­si­che­rung ver­mit­teln kann, ist eine sol­che Mög­lich­keit den Part­nern einer ehe­ähn­li­chen Lebens­ge­mein­schaft nicht eröffnet. 

Zwar kommt die­ser Vor­teil nicht den ober­halb der Jah­res­ar­beits­ent­gelt­gren­ze gut­ver­die­nen­den Ehe­gat­ten zugu­te. Für die­se Grup­pe wird der Aus­schluss der Fami­li­en­ver­si­che­rung der Kin­der jedoch über die ein­kom­men­steu­er­recht­li­che Berück­sich­ti­gung von Kran­ken­ver­si­che­rungs­bei­trä­gen der Kin­der hin­rei­chend aus­ge­gli­chen, um die Ungleich­be­hand­lung zu recht­fer­ti­gen. An der ver­fas­sungs­recht­li­chen Beur­tei­lung hat sich durch das am 1. April 2007 in Kraft getre­te­ne Gesetz zur Stär­kung des Wett­be­werbs in der gesetz­li­chen Kran­ken­ver­si­che­rung nichts geän­dert. Dadurch wird der Bund ver­pflich­tet, den gesetz­li­chen Kran­ken­kas­sen als Abgel­tung für ver­si­che­rungs­frem­de Leis­tun­gen Zuschüs­se zu gewäh­ren. Ent­ge­gen der Auf­fas­sung der Beschwer­de­füh­rer wird der Bun­des­zu­schuss jedoch nicht gezielt zur Finan­zie­rung der Fami­li­en­ver­si­che­rung ver­wen­det, son­dern fließt in den all­ge­mei­nen Haus­halt der Kran­ken­kas­sen und führt daher im Ergeb­nis zu einer alle Bei­trags­zah­ler der gesetz­li­chen Kran­ken­kas­sen gleich­mä­ßig begüns­ti­gen­den Ermäßigung. 

Eine Ände­rung der Rechts­la­ge ergibt sich auch nicht aus der von den Beschwer­de­füh­rern her­an­ge­zo­ge­nen Ent­schei­dung des Bun­des­ver­fas­sungs­ge­richts vom 13. Febru­ar 2008 (2 BvL 1/06) zur ein­kom­men­steu­er­recht­li­chen Berück­sich­ti­gung von Kran­ken­ver­si­che­rungs­bei­trä­gen der Kin­der. Die­se ver­langt die ein­kom­men­steu­er­recht­li­che Berück­sich­ti­gung der Kran­ken­ver­si­che­rungs­bei­trä­ge für die ca.10 % pri­vat ver­si­cher­ten Kin­der, trifft aber kei­ne Aus­sa­ge dazu, ob Kin­der auch dann im Sys­tem der gesetz­li­chen Kran­ken­ver­si­che­rung bei­trags­frei ver­si­chert wer­den müs­sen, wenn ein Eltern­teil mit einem Ver­dienst ober­halb der Jah­res­ar­beits­ent­gelt­gren­ze, der das Ein­kom­men des pflicht­ver­si­cher­ten Ehe­gat­ten über­schrei­tet, nicht pflicht­ver­si­chert ist.

Weis­pfen­ning emp­fahl, dies zu beach­ten und in allen Zwei­fels­fäl­len Rechts­rat ein­zu­ho­len, wobei er u. a. auch auf die bun­des­weit mehr als 700 auf Erbrecht, Erb­schaft­steu­er­recht und Schei­dungs­recht spe­zia­li­sier­ten Rechts­an­wäl­te und Steu­er­be­ra­ter der DANSEF Deut­sche Anwalts‑, Notar- und Steu­er­be­ra­ter­ver­ei­ni­gung für Erb- und Fami­li­en­recht e. V., www.dansef.de verwies. 

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