BGH, Beschluss vom 10.08.2022, AZ XII ZB 83/20

Aus­ga­be: 10–2022Fami­li­en­recht

a) Ver­ein­ba­ren Ehe­gat­ten in einem gericht­li­chen Ver­gleich mit all­ge­mei­ner Abgel­tungs­klau­sel, dass Berufs­un­fä­hig­keits­ren­ten iSd § 28 Vers­Aus­glG voll­stän­dig der Unter­halts­be­rech­nung zugrun­de gelegt wer­den, muss das Gericht gemäß § 26 FamFG auf­klä­ren, ob der Ver­gleich auch einen (teil­wei­sen) Aus­schluss des Ver­sor­gungs­aus­gleichs nach § 6 Vers­Aus­glG beinhal­tet, oder ob ein (teil­wei­ser) Aus­schluss des Ver­sor­gungs­aus­gleichs nach § 27 Vers­Aus­glG gebo­ten ist (im Anschluss an Senats­be­schlüs­se BGHZ 184, 269 = FamRZ 2010, 720 und vom 24. August 2016 — XII ZB 84/13 — FamRZ 2016, 2000).

b) Für einen Aus­gleich eines Anrechts gemäß § 28 Vers­Aus­glG genügt es grund­sätz­lich, wenn der Aus­gleichs­be­rech­tig­te die gesund­heit­li­chen Vor­aus­set­zun­gen einer (teil­wei­sen) Erwerbs­min­de­rungs­ren­te in der gesetz­li­chen Ren­ten­ver­si­che­rung erfüllt.

c) Die Zah­lungs­pflicht des aus­gleichs­pflich­ti­gen Ehe­gat­ten kann unter den Vor­aus­set­zun­gen des § 28 Abs. 3 Vers­Aus­glG iVm § 20 Abs. 3 Vers­Aus­glG und §§ 1585 b Abs. 2, 1613 BGB bereits mit der Rechts­kraft der Ehe­schei­dung und nicht erst mit der Rechts­kraft der Ent­schei­dung zum Ver­sor­gungs­aus­gleich beginnen.

d) § 50 Abs. 1 Satz 1 Alt. 2 FamGKG, wonach bei Aus­gleichs­an­sprü­chen nach der Schei­dung für jedes Anrecht 20 Pro­zent des Ein­kom­mens zugrun­de zu legen ist, fin­det auf den Aus­gleich gemäß § 28 Vers­Aus­glG auch dann kei­ne Anwen­dung, wenn die Ent­schei­dung hier­über nach der Schei­dung erfolgt. Bestehen bei einem Ver­sor­gungs­trä­ger auf­grund ver­schie­de­ner Ver­trä­ge meh­re­re Anrech­te, sind die­se gebüh­ren­recht­lich gemäß § 50 Abs. 1 Satz 1 Alt. 1 FamGKG geson­dert zu erfassen.

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