BGH, Beschluss vom 12.01.2022, AZ XII ZB 562/20

Aus­ga­be: 03–2022Fami­li­en­recht

a) Führt eine der nach Art. 19 Abs. 1 EGBGB anwend­ba­ren Rechts­ord­nun­gen zur gesetz­li­chen Vater­schaft eines Man­nes, so wird dadurch die Anwen­dung einer ande­ren Rechts­ord­nung auf eine erst spä­ter erklär­te Aner­ken­nung der Vater­schaft eines ande­ren Man­nes regel­mä­ßig aus­ge­schlos­sen (im Anschluss an Senats­be­schluss BGHZ 215, 271 = FamRZ 2017, 1687). Das gilt auch, wenn das die gesetz­li­che Vater­schaft erge­ben­de Auf­ent­halts­sta­tut gemäß Art. 19 Abs. 1 Satz 1 EGBGB auf­grund eines erst­mals nach der Geburt begrün­de­ten gewöhn­li­chen Auf­ent­halts des Kin­des anwend­bar ist (Fort­füh­rung von Senats­be­schluss BGHZ 221, 300 = FamRZ 2019, 892).

b) Ver­weist eine nach Art. 19 Abs. 1 EGBGB beru­fe­ne Rechts­ord­nung auf ein ande­res aus­län­di­sches Recht wei­ter oder auf das deut­sche Recht zurück, so bleibt die­se Ver­wei­sung unbe­acht­lich, wenn sie zum Weg­fall einer sich aus dem von Art. 19 Abs. 1 EGBGB zunächst beru­fe­nen Recht erge­ben­den Vater­schaft führt (im Anschluss an Senats­be­schluss BGHZ 215, 271 = FamRZ 2017, 1687).

c) Dass dadurch soge­nann­te hin­ken­de Rechts­ver­hält­nis­se ent­ste­hen kön­nen, ist als Kon­se­quenz der vom Gesetz bewusst vor­ge­se­he­nen Mehr­fach­an­knüp­fung hin­zu­neh­men. Eine nicht der leib­li­chen Abstam­mung ent­spre­chen­de Vater-Kind-Zuord­nung kann nur im Wege der Anfech­tung nach dem gemäß Art. 20 EGBGB anwend­ba­ren Sta­tut besei­tigt wer­den (im Anschluss an Senats­be­schluss vom 13. Sep­tem­ber 2017 — XII ZB 403/16 — FamRZ 2017, 1848).

d) Steht die deut­sche Staats­an­ge­hö­rig­keit des Kin­des fest, ist die Aus­lands­ge­burt nach § 36 PStG auch dann zu beur­kun­den, wenn der Ein­trag gemäß § 21 PStG vom Antrag auf Nach­be­ur­kun­dung abweicht. Ande­res gilt im gericht­li­chen Ver­fah­ren für den Anwei­sungs­an­trag nach § 49 PStG, der für das Gericht bin­dend ist.

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