BGH, Beschluss vom 15.03.2023, AZ XII ZB 232/21

Aus­ga­be: 06–2023Betreu­ungs­recht

a) Eine Pati­en­ten­ver­fü­gung eines gemäß §§ 20, 63 StGB im Maß­re­gel­voll­zug Unter­ge­brach­ten steht einer zwangs­wei­sen Behand­lung gemäß Art. 6 Abs. 3 Nr. 1 und 2 des Baye­ri­schen Maß­re­gel­voll­zugs­ge­set­zes (BayMRVG) nur dann gemäß Art. 6 Abs. 4 Satz 1 Nr. 7 lit. b BayMRVG ent­ge­gen, wenn sie Rege­lun­gen zur Zwangs­be­hand­lung beinhal­tet und erken­nen lässt, dass sie in der
kon­kre­ten Behand­lungs­si­tua­ti­on der geschlos­se­nen Unter­brin­gung Gel­tung bean­spru­chen soll (im Anschluss an Senats­be­schlüs­se BGHZ 214, 62 = FamRZ 2017, 748 und vom 14. Novem­ber 2018 — XII ZB 107/18 – FamRZ 2019, 236). Daher ist zu prü­fen, ob die in der Pati­en­ten­ver­fü­gung in Bezug genom­me­ne Situa­ti­on auch die etwa­igen Kon­se­quen­zen einer aus­blei­ben­den Behand­lung, wie den Ein­tritt schwers­ter, gar irrever­si­bler Schä­den oder einer Chro­ni­fi­zie­rung des Krank­heits­bil­des mit den ent­spre­chen­den Fol­gen für die Fort­dau­er der frei­heits­ent­zie­hen­den Maß­nah­me, erfasst (im Anschluss an BVerfGE 158, 131 = FamRZ 2021, 1564).

b) Gemäß Art. 6 Abs. 3 Nr. 3 BayMRVG ist eine Zwangs­be­hand­lung zuläs­sig, um eine kon­kre­te Gefahr für das Leben oder die Gesund­heit einer ande­ren Per­son in der Ein­rich­tung abzu­wen­den. Der Umstand, dass von der Zwangs­be­hand­lung im Maß­re­gel­voll­zug gemäß § 63 StGB unter­ge­brach­te Per­so­nen betrof­fen sind, führt zu kei­ner ein­schrän­ken­den Aus­le­gung des Gefahrenbegriffs.

c) Ob beson­de­re Siche­rungs­maß­nah­men nach Art. 25 BayMRVG das gegen­über einer Zwangs­be­hand­lung mil­de­re Mit­tel im Sin­ne des Art. 6 Abs. 4 Satz 1 Nr. 4 BayMRVG dar­stel­len, ist aus der Sicht der betrof­fe­nen Per­son zu beantworten

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