BGH, Beschluss vom 10.11.2020, AZ VI ZR 285/19

Aus­ga­be: 12–2020Erbrecht

Zur Aus­le­gung einer Verjährungsverzichtserklärung

Nach der Recht­spre­chung des Bun­des­ge­richts­hofs wird durch einen vom Schuld­ner erklär­ten befris­te­ten Ver­jäh­rungs­ver­zicht der Ablauf der Ver­jäh­rung nicht beein­flusst; die Ver­jäh­rungs­voll­endung wird nicht hin­aus­ge­scho­ben. Der Ver­jäh­rungs­ver­zicht hat regel­mä­ßig nur zum Inhalt, dass die Befug­nis des Schuld­ners, die Ein­re­de der Ver­jäh­rung zu erhe­ben, bis zum Ende des ver­ein­bar­ten Zeit­raums aus­ge­schlos­sen wird (BGH, Beschluss vom 7. Mai 2014 — XII ZB 141/13, NJW 2014, 2267 Rn. 18 f.; Urtei­le vom 16. März 2009 — II ZR 32/08, NJW 2009, 1598 Rn. 22; vom 1. Okto­ber 2020 — IX ZR 247/19, juris Rn. 39). Der Ver­zicht soll den Gläu­bi­ger von der Not­wen­dig­keit der als­bal­di­gen gericht­li­chen Gel­tend­ma­chung sei­nes Anspruchs ent­he­ben (BGH, Beschluss vom 7. Mai 2014 — XII ZB 141/13, aaO Rn. 19). Erhebt der Gläu­bi­ger nicht inner­halb der Frist Kla­ge (wobei Ein­rei­chung der Kla­ge mit Zustel­lung “dem­nächst” genügt, § 167 ZPO ana­log), kann sich der Schuld­ner direkt nach Ablauf der Frist wie­der auf Ver­jäh­rung beru­fen und damit die Leis­tung ver­wei­gern (BGH, Urteil vom 16. März 2009 — II ZR 32/08, aaO Rn. 22). Erhebt der Gläu­bi­ger dage­gen die Kla­ge vor Ablauf der Frist, bleibt der Ver­zicht auch nach Frist­ab­lauf wirk­sam (BGH, Beschluss vom 7. Mai 2014 — XII ZB 141/13, aaO Rn. 19). Die Kla­ge­er­he­bung inner­halb der Ver­zichts­frist hin­dert den Schuld­ner dem­nach auch über die Frist hin­aus an der Erhe­bung der Verjährungseinrede.

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