FG Müns­ter, Beschluss vom 10.12.2020, AZ 3 K 420/20 Erb

Aus­ga­be: 2–2021Erb­schafts­steu­er­recht

Erb­schaft­steu­er — Krank­heits­be­ding­ter Aus­zug aus dem Familienheim

1. Die Ver­äu­ße­rung des Fami­li­en­heims führt auch dann zum Weg­fall der Steu­er­be­frei­ung nach § 13 Abs. 1 Nr. 4b Satz 5 ErbStG, wenn der Aus­zug auf ärzt­li­chen Rat auf­grund einer Depres­si­ons­er­kran­kung erfolgt.(Rn.17)(Rn.18)

2. Ein “zwin­gen­der Grund” im Sin­ne des Geset­zes ist nur dann gege­ben, wenn das Füh­ren eines Haus­halts schlecht­hin (etwa auf­grund von Pfle­ge­be­dürf­tig­keit) unmög­lich ist.(Rn.19)

3. Eine sol­che restrik­ti­ve Geset­zes­aus­le­gung der Rück­aus­nah­me zum Steu­er­be­frei­ungs­tat­be­stand ist auch ver­fas­sungs­recht­lich gebo­ten, da die Steu­er­be­frei­ung für Fami­li­en­hei­me Grund­ei­gen­tü­mer gegen­über Inha­bern ande­rer Ver­mö­gens­wer­te bevorzugt.(Rn.18)

4. Die in § 13 Abs. 1 Nr. 4b Satz 1 ErbStG vor­ge­se­he­ne Steu­er­be­frei­ung unter­liegt erheb­li­chen ver­fas­sungs­recht­li­chen Bedenken.(Rn.18)

5. Revi­si­on ein­ge­legt (Az. des BFH: II R 1/21).

Wei­te­re Infor­ma­tio­nen: https://www.justiz.nrw.de/nrwe/fgs/muenster/j20…