(Stutt­gart) Der u.a. für das Fami­li­en­recht zustän­di­ge XII. Zivil­se­nat des Bun­des­ge­richts­hofs hat ent­schie­den, dass den gemein­sam mit der Mut­ter in die hete­ro­lo­ge Inse­mi­na­ti­on mit Spen­der­sa­men ein­wil­li­gen­den Mann für das dar­aus her­vor­ge­gan­ge­ne Kind eine ver­trag­li­che Unter­halts­pflicht trifft, auch wenn er nicht mit der Mut­ter ver­hei­ra­tet ist und das Kind nicht aner­kannt hat.

Dar­auf ver­weist der Nürn­ber­ger Fach­an­walt für Fami­li­en­recht Mar­tin Weis­pfen­ning, Vize­prä­si­dent und Geschäfts­füh­rer „Fami­li­en­recht“ der Deut­schen Anwalts‑, Notar- und Steu­er­be­ra­ter­ver­ei­ni­gung für Erb- und Fami­li­en­recht e. V. mit Sitz in Stutt­gart, unter Hin­weis auf die Mit­tei­lung des Bun­des­ge­richts­hofs (BGH) vom 23.09.2015 zu sei­nem Urteil vom sel­ben Tage, Az. XII ZR 99/14.

Die Klä­ge­rin macht gegen den Beklag­ten Unter­halt gel­tend und stützt den Anspruch auf eine zwi­schen ihrer Mut­ter und dem Beklag­ten im Rah­men einer hete­ro­lo­gen Inse­mi­na­ti­on geschlos­se­ne Ver­ein­ba­rung. Die Mut­ter der Klä­ge­rin und der Beklag­te unter­hiel­ten seit 2000 bis min­des­tens Sep­tem­ber 2007 eine inti­me Bezie­hung, ohne in einem gemein­sa­men Haus­halt zusam­men­zu­le­ben. Da die Mut­ter sich ein Kind wünsch­te und der Beklag­te zeu­gungs­un­fä­hig war, führ­te der Haus­arzt der Mut­ter am 23. Juli 2007 mit Zustim­mung des Beklag­ten, der auch das Fremd­sper­ma beschafft hat­te, eine hete­ro­lo­ge Inse­mi­na­ti­on durch, die jedoch nicht zur Schwan­ger­schaft führ­te. Der Beklag­te hat­te am sel­ben Tag auf einem sei­tens des Haus­arz­tes vor­ge­leg­ten “Not­fall-/Ver­tre­tungs­schein” hand­schrift­lich ver­merkt: “Hier­mit erklä­re ich, dass ich für alle Fol­gen einer even­tu­ell ein­tre­ten­den Schwan­ger­schaft auf­kom­men wer­de und die Ver­ant­wor­tung über­neh­men wer­de!”. Nach den Fest­stel­lun­gen des Ober­lan­des­ge­richts gab es im Dezem­ber 2007 und Janu­ar 2008 wei­te­re ein­ver­nehm­li­che Ver­su­che, von denen der letz­te zum Erfolg führ­te. Der Beklag­te hat sei­ne Betei­li­gung an den wei­te­ren Ver­su­chen bestrit­ten. Die Klä­ge­rin wur­de am 18. Okto­ber 2008 gebo­ren. Der Beklag­te zahl­te für sie die Erst­lings­aus­stat­tung sowie für die Zeit von Okto­ber bis Dezem­ber 2008 Unter­halt. Eine Kla­ge auf Fest­stel­lung der Vater­schaft des Beklag­ten blieb ohne Erfolg, weil die­ser nicht der leib­li­che Vater der Klä­ge­rin ist.

Die Klä­ge­rin macht für die Zeit ab März 2009 ver­trag­li­chen Unter­halt in einer am gesetz­li­chen Kin­des­un­ter­halt ori­en­tier­ten Höhe gel­tend. Das Land­ge­richt hat die Kla­ge abge­wie­sen. Das Beru­fungs­ge­richt hat der Kla­ge auf die Beru­fung der Klä­ge­rin statt­ge­ge­ben. Mit der vom Ober­lan­des­ge­richt zuge­las­se­nen Revi­si­on will der Beklag­te die Abwei­sung der Kla­ge erreichen.

Der Bun­des­ge­richts­hof hat die Revi­si­on des Beklag­ten zurück­ge­wie­sen. Nach Auf­fas­sung des Senats ent­hält eine Ver­ein­ba­rung, mit wel­cher ein Mann die Ein­wil­li­gung zu einer hete­ro­lo­gen künst­li­chen Befruch­tung einer Frau mit dem Ziel erteilt, die Vater­stel­lung für das zu zeu­gen­de Kind ein­zu­neh­men, regel­mä­ßig zugleich einen berech­ti­gen­den Ver­trag zuguns­ten des aus der künst­li­chen Befruch­tung her­vor­ge­hen­den Kin­des (§ 328 Abs. 1 BGB). Dar­aus ergibt sich für den Mann gegen­über dem Kind die Pflicht, wie ein recht­li­cher Vater für des­sen Unter­halt zu sor­gen. Die Ein­wil­li­gung des Man­nes rich­tet sich auf die auf die Begrün­dung einer der Vater­schaft ent­spre­chen­den Ver­ant­wor­tung und besteht in der Ein­wil­li­gung in die künst­li­che Befruch­tung mit­tels Samen­spen­de eines Drit­ten. Sie ent­spricht inso­weit der Ein­wil­li­gung im Sinn von § 1600 Abs. 5 BGB, wel­che die Anfech­tung der Vater­schaft durch einen recht­li­chen Vater und die Mut­ter aus­schließt. Dass im vor­lie­gen­den Fall kei­ne recht­li­che Vater­schaft begrün­det wor­den ist, weil der nicht mit der Mut­ter ver­hei­ra­te­te Beklag­te die Vater­schaft nicht aner­kannt hat, steht einer Unter­halts­ver­pflich­tung nicht ent­ge­gen. Zwar hat der Gesetz­ge­ber mit der Rege­lung in § 1600 Abs. 5 BGB das Ziel ver­folgt, ehe­li­che und nicht­ehe­li­che Kin­der gleich zu behan­deln. Die­ses ist aller­dings nicht voll­stän­dig erreicht wor­den, weil das nicht­ehe­li­che Kind erst durch die Aner­ken­nung einen recht­li­chen Vater erhält. Des­we­gen darf das nicht­ehe­li­che Kind aber jeden­falls in Bezug auf den Unter­halt nicht schlech­ter gestellt wer­den als das eheliche.

Die Erklä­rung des Man­nes bedarf nach Auf­fas­sung des Bun­des­ge­richts­hofs kei­ner beson­de­ren Form, was der bewuss­ten Ent­schei­dung des Gesetz­ge­bers in § 1600 Abs. 5 BGB ent­spricht. Ein Schutz vor über­eil­ten Erklä­run­gen ist in die­sem Zusam­men­hang vom Gesetz nicht vor­ge­se­hen und kann auch nicht aus all­ge­mei­nen Grund­sät­zen her­ge­lei­tet wer­den. Im Unter­schied zur (jeweils form­be­dürf­ti­gen) Aner­ken­nung der Vater­schaft oder Adop­ti­on geht es hier nicht um die Über­nah­me der väter­li­chen Ver­ant­wor­tung für ein exis­tie­ren­des Kind. Viel­mehr führt erst die Ein­wil­li­gung des Man­nes dazu, dass das Kind gezeugt und gebo­ren wird. Weil dies dem Mann bei sei­ner Ein­wil­li­gung auch bewusst ist, hat er wie ein recht­li­cher Vater für den Unter­halt des Kin­des einzustehen.

Die ver­trag­li­che Unter­halts­pflicht des Man­nes ist im Zwei­fel am gesetz­li­chen Kin­des­un­ter­halt auszurichten.

Weis­pfen­ning emp­fahl, dies zu beach­ten und in allen Zwei­fels­fäl­len Rechts­rat ein­zu­ho­len, wobei er u. a. auch auf die bun­des­weit mehr als 700 auf Erbrecht, Erb­schaft­steu­er­recht und Schei­dungs­recht spe­zia­li­sier­ten Rechts­an­wäl­te und Steu­er­be­ra­ter der DANSEF Deut­sche Anwalts‑, Notar- und Steu­er­be­ra­ter­ver­ei­ni­gung für Erb- und Fami­li­en­recht e. V., www.dansef.de verwies.

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