LG Kai­sers­lau­tern, Beschluss vom 21.01.2021, AZ 3 O 795/17

Aus­ga­be: 04–2021Erbrecht

Nach die­sen Maß­stä­ben han­delt es sich bei der unent­gelt­li­chen Gebrauchs­über­las­sung von Wohn­raum um kei­ne Zuwen­dung in die­sem Sin­ne. Durch die Besitz­über­las­sung des Wohn­rau­mes ist zwi­schen dem Klä­ger und dem Erb­las­ser zumin­dest kon­klu­dent ein Leih­ver­trag im Sin­ne des § 598 BGB geschlos­sen wor­den. Das Ver­mö­gen des Erb­las­sers, ins­be­son­de­re sei­ne Eigen­tums­stel­lung an dem Anwe­sen, ist dadurch weder beein­träch­tigt noch ver­rin­gert wor­den. Dem­ge­mäß hat auch der Bun­des­ge­richts­hof unent­gelt­li­che Arbeits­leis­tun­gen nicht als zuge­wen­de­te Aus­stat­tun­gen ange­se­hen, weil auch dabei „kei­ne Ver­schie­bung von Gegen­stän­den aus dem Ver­mö­gen des einen in das Ver­mö­gen des ande­ren“ statt­fin­det. Soweit der Erb­las­ser durch die unent­gelt­li­che Gebrauchs­über­las­sung ggf. auf die alter­na­ti­ve Ein­nah­me von Miet­zah­lun­gen ver­zich­tet und es damit unter­lässt, die Chan­ce auf Ver­mö­gens­meh­rung zu ergrei­fen, stellt dies kei­ne unmit­tel­ba­re Ver­mö­gens­ver­schie­bung dar, die eine Ver­min­de­rung des aktu­el­len Ver­mö­gens des Erb­las­sers bewirkt. Dass das Unter­las­sen eines Ver­mö­gens­er­werbs in die­sem Sin­ne vom Gesetz nicht als „Zuwen­dung“ ange­se­hen wird, kann auch dem Rechts­ge­dan­ken des § 517 BGB ent­nom­men wer­den. Das Ver­zich­ten auf Miet­ein­nah­men kann dem­ge­gen­über allen­falls dann als unmit­tel­ba­re Ver­mö­gens­ver­min­de­rung ver­stan­den wer­den, wenn der Erb­las­ser auf­grund bestehen­der schul­recht­li­cher Ver­trä­ge bereits einen Anspruch auf Miet­zah­lung gehabt hat­te. Dies ist vor­lie­gend aber nicht der Fall. Dar­über hin­aus steht es dem Erb­las­ser grund­sätz­lich frei, wie er sein Ver­mö­gen zu Leb­zei­ten ver­wal­tet. Er ist ins­be­son­de­re nicht auf­grund der Rege­lung des § 2050 BGB ver­pflich­tet, im Inter­es­se der Abkömm­lin­ge für einen beson­ders umfang­rei­chen Nach­lass zu sor­gen. Sinn und Zweck die­ser Reg­lung ist aus­schließ­lich der Aus­gleich von zu Leb­zei­ten des Erb­las­sers getä­tig­ten finan­zi­el­len Bevor­zu­gun­gen zu Guns­ten des einen Abkömm­ling, die zu Ver­rin­ge­run­gen des Nach­las­ses und damit zu einer Benach­tei­li­gung der ande­ren Abkömm­lin­ge geführt haben. Wenn aber kei­ne Ver­mö­gens­ver­min­de­rung des Nach­las­ses statt­ge­fun­den hat, bedarf es der schüt­zen­den Aus­gleichs­pflicht des § 2050 BGB für die übri­gen Abkömm­lin­ge nicht. (Leit­satz der Redaktion)

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