(Stutt­gart) Der für das Erb- und Land­wirt­schafts­recht zustän­di­ge 10. Zivil­se­nat des Ober­lan­des­ge­richts Hamm hat­te in einem land­wirt­schafts­recht­li­chen Ver­fah­ren über ein Not­tes­ta­ment vor drei Zeu­gen zu befinden.

Dar­auf ver­weist der Stutt­gar­ter Fach­an­walt für Erbrecht Micha­el Henn, Vize­prä­si­dent der DANSEF Deut­sche Anwalts‑, Notar- und Steu­er­be­ra­ter­ver­ei­ni­gung für Erb- und Fami­li­en­recht e. V. mit Sitz in Stutt­gart unter Hin­weis auf die Pres­se­mit­tei­lung des Ober­lan­des­ge­richts (OLG) Hamm vom 19.07.2023 zu dem Ver­fah­ren Az. 10 W 75/22.

Kann auf­grund naher Todes­ge­fahr ein Tes­ta­ment nicht mehr vor dem Notar und als Not­tes­ta­ment vor dem Bür­ger­meis­ter errich­tet wer­den, so kann der Erb­las­ser sein Tes­ta­ment münd­lich vor drei Zeu­gen erklä­ren (soge­nann­tes Drei­zeu­gen­tes­ta­ment). Hier­über muss eine Nie­der­schrift gefer­tigt wer­den, die dem Erb­las­ser vor­zu­le­sen ist und die die­ser geneh­mi­gen und grund­sätz­lich selbst unter­schrei­ben muss. Im Fal­le der Schreib­un­fä­hig­keit reicht die Unter­schrift durch die Zeugen.

Um die Fra­ge der wirk­sa­men Errich­tung eines sol­chen Drei­zeu­gen­tes­ta­ments ging es in einem vom Amts­ge­richt – Land­wirt­schafts­ge­richt – Schwelm und dem Senat für Land­wirt­schafts­sa­chen des Ober­lan­des­ge­richts Hamm ent­schie­de­nen Fall.

Der im April 2019 ver­stor­be­ne Erb­las­ser aus Wup­per­tal hin­ter­ließ unter ande­rem einen im Grund­buch ein­ge­tra­ge­nen Hof in Enne­pe­tal. Sei­ne Frau war bereits frü­her ver­stor­ben, eige­ne Kin­der hat­ten die Ehe­leu­te nicht. Auf dem Hof betrie­ben ein Päch­ter und des­sen Ehe­mann eine Pfer­de­pen­si­on. Die­ser Päch­ter bean­spruch­te auf der Grund­la­ge eines Drei­zeu­gen­tes­ta­ments die Stel­lung als Allein­er­be für sich. Dem tra­ten zwei ent­fern­te Ver­wand­te des Erb­las­sers als gesetz­li­che Erben ent­ge­gen. Das Land­wirt­schafts­ge­richt Schwelm und der Senat für Land­wirt­schafts­sa­chen konn­ten sich nicht mit der not­wen­di­gen Sicher­heit von einer gül­ti­gen Errich­tung des Drei­zeu­gen­tes­ta­ments über­zeu­gen, so dass der Antrag des Päch­ters auf Ertei­lung eines Erb­scheins und Hof­fol­ge­zeug­nis­ses abge­lehnt und sei­ne hier­ge­gen gerich­te­te Beschwer­de zurück­ge­wie­sen wurden.

Der Päch­ter hat­te zunächst über einen Notar ein von sei­nem Ehe­mann und drei Zeu­gen unter­zeich­ne­tes com­pu­ter­ge­schrie­be­nes Pro­to­koll bei Gericht ein­ge­reicht, aus dem sich ein vom Erb­las­ser kurz vor sei­nem Tod münd­lich geäu­ßer­ter letz­ter Wil­le ergab. Erst nach­dem das Gericht den Päch­ter dar­auf hin­ge­wie­sen hat­te, dass das erst nach dem Tod erstell­te Pro­to­koll kein wirk­sa­mes Drei­zeu­gen­tes­ta­ment sein konn­te, reich­te die­ser eine inhalt­lich gleich­lau­ten­de hand­schrift­li­che Ver­si­on ein. Die­se war eben­falls von sei­nem Ehe­mann erstellt wor­den und trug eben­falls die Unter­schrif­ten der drei Tes­ta­ments­zeu­gen. Der Päch­ter erklär­te hier­zu, dass er in der Todes­nacht die Zeu­gen hin­zu­ge­zo­gen habe, weil der Erb­las­ser nicht mehr ins Kran­ken­haus woll­te und er sich ange­sichts des bevor­ste­hen­den Todes inso­weit absi­chern woll­te. In Gegen­wart der Zeu­gen habe der Erb­las­ser dann münd­lich sein Tes­ta­ment erklärt. Die von sei­nem Ehe­mann gefer­tig­te Nie­der­schrift sei dem Erb­las­ser vor­ge­le­sen und von ihm geneh­migt wor­den. Der Erb­las­ser selbst habe nicht mehr unter­schrei­ben kön­nen. Die­ses Doku­ment sei dann noch zu sei­nen Leb­zei­ten von den Zeu­gen unter­schrie­ben worden.

Der Land­wirt­schafts­se­nat hat den Päch­ter als Antrag­stel­ler ange­hört und sei­nen Ehe­mann, die drei Tes­ta­ments­zeu­gen und den Notar als Zeu­gen ver­nom­men. Im Ergeb­nis konn­te der Senat sich nicht davon über­zeu­gen, dass das Tes­ta­ment so wie behaup­tet und damit wirk­sam errich­tet wur­de. Zwar hat­te der Senat kei­nen Grund anzu­neh­men, dass das vor­ge­leg­te Schrift­stück den letz­ten Wil­len des Ver­stor­be­nen inhalt­lich nicht rich­tig wie­der­gab. Indes ver­blie­ben auf­grund der Ver­fah­rens­ge­schich­te und der Anga­ben der Zeu­gen zu gro­ße Zwei­fel an einer gül­ti­gen Tes­ta­ments­er­rich­tung. Der Senat geht davon aus, dass von einem juris­ti­schen Lai­en wie dem Päch­ter zu erwar­ten gewe­sen wäre, dass er das hand­schrift­li­che Pro­to­koll, hät­te es damals schon exis­tiert, direkt bei dem Notar und dem Gericht vor­ge­legt hät­te. Ein Grund dafür, war­um nur das – wegen der zu spä­ten Anfer­ti­gung – ungül­ti­ge Pro­to­koll vom Fol­ge­tag vor­ge­legt wur­de und nicht min­des­tens auch das hand­schrift­li­che Doku­ment aus der Todes­nacht, ist nicht ersicht­lich und auch nicht plau­si­bel erklärt wor­den. Auch die Ver­neh­mung der Zeu­gen konn­te die­se Zwei­fel nicht zer­streu­en, zumal die Zeu­gen unter­schied­li­che Anga­ben zu den Ein­zel­hei­ten des Ablaufs in der Todes­nacht mach­ten, sich teil­wei­se in Wider­spruch zu ihren in ers­ter Instanz gemach­ten Anga­ben setz­ten und einer der Tes­ta­ments­zeu­gen in ers­ter Instanz gar erklärt hat­te, in der Todes­nacht sei nichts unter­schrie­ben wor­den. Auch ist ins­ge­samt nicht ver­ständ­lich gewor­den, war­um der Erb­las­ser nicht mehr selbst unter­schrei­ben konnte.

Henn emp­fahl, dies zu beach­ten und in allen Zwei­fels­fäl­len Rechts­rat ein­zu­ho­len, wobei er u. a. auch auf die bun­des­weit mehr als 700 auf Erbrecht, Erb­schaft­steu­er­recht und Schei­dungs­recht spe­zia­li­sier­ten Rechts­an­wäl­te und Steu­er­be­ra­ter der DANSEF Deut­sche Anwalts‑, Notar- und Steu­er­be­ra­ter­ver­ei­ni­gung für Erb- und Fami­li­en­recht e. V., www.dansef.de verwies.

 

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