OLG Hamm, Beschluss vom 04.07.2019, AZ 4 UF 21/19

Aus­ga­be: 08–2019Fami­li­en­recht

Kin­der­zu­schlag, Sozi­al­recht­li­che Kon­troll­be­rech­nung, fik­ti­ves Einkommen
1. Da Spe­sen oft dem ent­stan­de­nen Auf­wand ent­spre­chen, kann regel­mä­ßig von ihrer Bewer­tung nach steu­er­recht­li­chen Grund­sät­zen aus­ge­gan­gen wer­den. Des­halb wird bei steu­er­frei­en Spe­sen ver­mu­tet, dass nur ein tat­säch­lich ent­stan­de­ner Auf­wand abge­deckt wur­de, In die­sen Fäl­len kann allen­falls eine häus­li­che Erspar­nis berück­sich­tigt wer­den, die in den Leit­li­ni­en der Ober­lan­des­ge­rich­te (Ziff. 1.4) regel­mä­ßig mit 1/3 geschätzt wird. Ist auch eine häus­li­che Erspar­nis aus­ge­schlos­sen (z.B. beim Kilo­me­ter­geld), schei­det eine Zurech­nung die­ser Ent­gel­te voll­stän­dig aus (Wendt/Dose, Unter­halts­recht, 9. Aufl. 2015, § 1 Rn. 82).
2. Der Kin­der­zu­schlag ist ent­spre­chend der sozi­al­recht­li­chen Rege­lung in § 11 Abs. 1 S. 5 SGB II als Ein­kom­men des Kin­des anzusehen.
3. Kei­ne, auch kei­ne ana­lo­ge Anwen­dung des § 1612b BGB auf den Kinderzuschlag.
4. Der Kin­der­zu­schlag muss immer sei­ne sozi­al­recht­li­che Auf­ga­be erfül­len kön­nen. Das Kind darf folg­lich durch die Berück­sich­ti­gung des Kin­der­zu­schlags als Ein­kom­men im Rah­men einer Unter­halts­be­rech­nung im Ergeb­nis nicht (wie­der) sozi­al­hil­fe­be­dürf­tig werden.

Wei­te­re Infor­ma­tio­nen: https://www.justiz.nrw.de/nrwe/olgs/hamm/j2019/…