(Stutt­gart) Ein Grund­stücks­über­tra­gungs­ver­trag mit Pfle­ge­ver­ein­ba­rung kann nach § 313 BGB (Weg­fall der Geschäfts­grund­la­ge) rück­gän­gig gemacht wer­den, wenn das Ver­hält­nis zwi­schen den Ver­trags­par­tei­en heil­los zer­rüt­tet ist und dem Über­tra­gen­den die Zer­rüt­tung allein nicht anzu­las­ten ist.

Das, so der Stutt­gar­ter Fach­an­walt für Erbrecht Micha­el Henn, Vize­prä­si­dent der DANSEF Deut­sche Anwalts‑, Notar- und Steu­er­be­ra­ter­ver­ei­ni­gung für Erb- und Fami­li­en­recht e. V. mit Sitz in Stutt­gart, hat das Ober­lan­des­ge­richt (OLG) Hamm am 19.12.2022, Az.: 22 U 97/17, entschieden.

In dem Fall hat­te der Eigen­tü­mer Grund­stücks, wel­ches auch mit einem Wohn­haus bebaut war, einen schwe­ren Herz­an­fall erlit­ten hat­te und war hier­nach auf Pfle­ge ange­wie­sen. Aus die­sem Grund über­trug er sei­ner Schwes­ter im Jah­re 2013 die­ses Grund­stück und schloss gleich­zei­tig mit ihr in die­sem Ver­trag eine Pfle­ge­ver­ein­ba­rung ab, wonach sie ihn auf­grund der Über­tra­gung zu pfle­gen habe. Fer­ner erhielt er an eini­gen Räu­men des Hau­ses ein Wohn­recht. Im wei­te­ren Ver­lauf kam es dann zu Aus­ein­an­der­set­zun­gen und einem schwe­ren Zer­würf­nis zwi­schen den Geschwis­tern, weil die Schwes­ter dem Bru­der ver­bot in sei­nem Wohn­be­reich Besuch zu emp­fan­gen. Fer­ner wehr­te sich die Schwes­ter gegen einen bar­rie­re­frei­en Umbau des Bades des Bruders.

Dar­auf­hin klag­te der Bru­der schließ­lich auf Rück­über­tra­gung des Grund­stücks wegen Weg­falls der (ursprüng­li­chen) Geschäfts­grund­la­ge. Das Land­ge­richt Hagen wies die Kla­ge ab, eben­so das OLG Hamm am 17.09.2021 die Beru­fung wor­auf die Sache an den (Bun­des­ge­richts­hof) BGH ging. Dort gewann der Bru­der schließ­lich den Rechts­streit und das OLG Hamm muss­te am 19.12.2022, die­ses Mal nach den Vor­ga­ben des BGH, zuguns­ten des Bru­ders entscheiden.

Hier ent­schied das OLG Hamm nun, dass dem Bru­der nach § 313 Abs. 3 BGB das Recht zuste­he von dem Ver­trag zurück­zu­tre­ten und die Rück­ab­wick­lung zu ver­lan­gen. Die Geschäfts­grund­la­ge des ursprüng­li­chen Ver­tra­ges ein­schließ­lich der Pfle­ge­ver­ein­ba­rung sei wegen des tief­grei­fen­den Zer­würf­nis­ses zwi­schen den Geschwis­tern weg­ge­fal­len und es habe auch nicht fest­ge­stellt wer­den kön­nen, dass dem über­tra­gen­den Bru­der die Zer­rüt­tung allein anzu­las­ten sei.

Aller­dings, so Fach­an­walt Henn, habe das Ober­lan­des­ge­richt Hamm den Bun­des­ge­richts­hof in sei­ner Ent­schei­dung vom 19.12.2022 am Ende des Urteils in außer­ge­wöhn­lich schar­fer Wei­se kri­ti­siert und extra dar­auf hin­ge­wie­sen, dass die Ent­schei­dung zuguns­ten des Bru­ders nur des­we­gen ergan­gen ist weil sich das OLG auf­grund der Bin­dungs­wir­kun­gen des Revi­si­ons­ur­teils vom BGH dazu ver­an­lasst sah. Das OLG führ­te aus­drück­lich und mehr als aus­führ­lich aus, dass den OLG-Senat die zugrun­de lie­gen­de Rechts­auf­fas­sung des BGH in die­ser Sache nicht über­zeugt und er des­sen Rechts­auf­fas­sung nicht teilt.

Es bleibt daher abzu­war­ten, so Henn, ob der BGH in zukünf­ti­gen ähn­lich gela­ger­ten Fäl­len bei sei­ner Rechts­au­fas­sung bleibt oder sei­ne Rechts­auf­fas­sung ändert.

Henn emp­fahl, dies zu beach­ten und in allen Zwei­fels­fäl­len Rechts­rat ein­zu­ho­len, wobei er u. a. auch auf die bun­des­weit mehr als 700 auf Erbrecht, Erb­schaft­steu­er­recht und Schei­dungs­recht spe­zia­li­sier­ten Rechts­an­wäl­te und Steu­er­be­ra­ter der DANSEF Deut­sche Anwalts‑, Notar- und Steu­er­be­ra­ter­ver­ei­ni­gung für Erb- und Fami­li­en­recht e. V., www.dansef.de verwies.

 

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