(Stutt­gart) Über­tra­gen Eltern im Wege der vor­weg­ge­nom­me­nen Erb­fol­ge ein Grund­stück samt auf­ste­hen­dem Gebäu­de gegen eine Ver­äu­ße­rungs­zeit­ren­te an ihre Kin­der, flie­ßen den Eltern mit den Ren­ten­zah­lun­gen steu­er­pflich­ti­ge Zins­ein­künf­te gemäß § 20 Abs. 1 Nr. 7 des Ein­kom­men­steu­er­ge­set­zes (EStG) zu, soweit die Ren­ten­zah­lun­gen nicht auf den Unter­schieds­be­trag zwi­schen dem Bar­wert des Ren­ten­stamm­rechts zu Beginn und zum Ende des jewei­li­gen Kalen­der­jah­res  entfallen.

Uner­heb­lich ist, ob es sich um eine teil­ent­gelt­li­che Über­tra­gung han­delt, bei der die Sum­me der Ren­ten­zah­lun­gen nied­ri­ger als der Ver­kehrs­wert der Immo­bi­lie im Über­tra­gungs­zeit­punkt ist.

Dar­auf ver­weist der Kie­ler Steu­er­be­ra­ter Jörg Pas­sau, Vize­prä­si­dent der DANSEF Deut­sche Anwalts‑, Notar- und Steu­er­be­ra­ter­ver­ei­ni­gung für Erb- und Fami­li­en­recht e. V., Stutt­gart, unter Hin­weis auf die Mit­tei­lung des Bun­des­fi­nanz­hofs (BFH) vom 15.10.2020 zu sei­nem Urteil vom 14.07.2020 – VIII R 3/17.

Die Klä­ger, ein zusam­men ver­an­lag­tes Ehe­paar, hat­ten im Jahr 2012 einem ihrer Söh­ne und des­sen Ehe­frau ein Grund­stück mit Gebäu­de gegen eine monat­li­che Ren­te in Höhe von 1.000 € über­tra­gen. Die Ren­te hat­te ins­ge­samt eine Lauf­zeit von 30 Jah­ren und 2 Mona­ten, zu Beginn des Streit­jah­res 2013 betrug die Lauf­zeit noch 29 Jah­re und 2 Mona­te. Die Ren­te war bis zum Tod des Längst­le­ben­den der Klä­ger und danach bis zum Ende der Lauf­zeit an deren Erben zu zah­len. Die Klä­ger argu­men­tier­ten, die Ren­ten­zah­lun­gen sei­en nicht  in einen Til­gungs- und Zins­an­teil auf­zu­tei­len (§ 13 Abs. 1 des Bewer­tungs­ge­set­zes (BewG)). Sie hät­ten die Immo­bi­lie  mit Rück­sicht auf die finan­zi­el­le Leis­tungs­fä­hig­keit des Sohns und der Schwie­ger­toch­ter bewusst gegen nied­ri­ge Ren­ten­zah­lun­gen mit lan­ger Lauf­zeit zu einem Ent­gelt unter­halb des Ver­kehrs­werts am Über­tra­gungs­stich­tag  über­tra­gen, statt die Immo­bi­lie zu einem markt­ge­rech­ten Preis zu ver­äu­ßern und den Ver­kaufs­er­lös anzu­le­gen. Da sie bewusst auf Ein­nah­men ver­zich­tet und den Über­neh­mern die­se Vor­tei­le wirt­schaft­lich betrach­tet zuge­wen­det hät­ten, könn­ten die Ren­ten­zah­lun­gen kei­nen ein­kom­men­steu­er­ba­ren Zins­er­trag enthalten.

Der BFH folg­te der Argu­men­ta­ti­on der Klä­ger nicht. Es han­de­le sich nicht um eine unent­gelt­li­che erbrecht­li­che Über­tra­gung, son­dern trotz der Über­tra­gung zu einem Preis unter­halb des Ver­kehrs­werts um ein ein­kom­men­steu­er­ba­res Ver­äu­ße­rungs­ge­schäft. Die Ren­ten­zah­lun­gen aus einer Ver­äu­ße­rungs­zeit­ren­te sei­en beim Ver­äu­ße­rer und Erwer­ber gemäß § 13 Abs. 1 BewG in einen Til­gungs- und Zins­an­teil auf­zu­tei­len. Der Til­gungs­an­teil ent­spre­che dem Bar­wert des Ren­ten­stamm­rechts, der sich aus der Abzin­sung aller noch aus­ste­hen­den Teil­be­trä­ge erge­be. In Höhe der Dif­fe­renz des Bar­werts der Ren­ten­for­de­rung zur jewei­li­gen Ren­ten­zah­lung erzie­le der Ver­äu­ße­rer einen steu­er­pflich­ti­gen Zins­er­trag. Dies gel­te auch, wenn die dem Ver­äu­ße­rer zuflie­ßen­den Til­gungs­an­tei­le nicht im Rah­men eines pri­va­ten Ver­äu­ße­rungs­ge­schäfts gemäß § 23 EStG ein­kom­men­steu­er­bar sei­en. Der BFH erach­te­te den für die Auf­tei­lung der Ren­ten­for­de­rung in einen Til­gungs- und Zins­an­teil gemäß § 13 Abs. 1 BewG maß­geb­li­chen Zins­satz von 5,5% auch für ver­fas­sungs­ge­mäß. Der in den Ren­ten­zah­lun­gen des Streit­jah­res 2013 (12.000 €) ent­hal­te­ne Zins­an­teil betrug danach 9.420 € und führ­te in die­ser Höhe zu steu­er­pflich­ti­gen Zins­ein­künf­ten der Kläger.

Zins­ein­künf­te unter­lie­gen ab 2009 bei Zufluss grund­sätz­lich dem geson­der­ten Tarif gemäß § 32d Abs. 1 EStG von 25% (zuzüg­lich Soli­da­ri­täts­zu­schlag und gege­be­nen­falls Kir­chen­steu­er), es sei denn, der Steu­er­pflich­ti­ge kann –wie die Klä­ger des vom BFH ent­schie­de­nen Streit­falls– erfolg­reich einen Antrag auf Güns­ti­ger­prü­fung (§ 32d Abs. 6 EStG) stel­len. Dann sind die Zins­ein­künf­te dem nied­ri­ge­ren tarif­li­chen Regel­steu­er­satz gemäß § 32a EStG zu unterwerfen

Pas­sau emp­fahl, dies zu beach­ten sowie ggfs. recht­li­chen und steu­er­li­chen  Rat ein­zu­ho­len, wobei er u. a. auch auf die bun­des­weit mehr als 700 auf Erbrecht, Erb­schaft­steu­er­recht und Schei­dungs­recht spe­zia­li­sier­ten Rechts­an­wäl­te und Steu­er­be­ra­ter der DANSEF Deut­sche Anwalts‑, Notar- und Steu­er­be­ra­ter­ver­ei­ni­gung für Erb- und Fami­li­en­recht e. V., www.dansef.de verwies.

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