(Stutt­gart) Das Bun­des­ver­fas­sungs­ge­richt hat drei Ver­fas­sungs­be­schwer­den gegen die unter­schied­li­chen Steu­er­sät­ze, Frei­be­trä­ge und Steu­er­be­frei­un­gen nach dem Erb­schaft­steu­er- und Schen­kungsteu­er­ge­setz in der Fas­sung des Erb­schaft­steu­er­re­form­ge­set­zes vom 24. Dezem­ber 2008 nicht zur Ent­schei­dung ange­nom­men, da sie die erfor­der­li­che Selbst­be­trof­fen­heit der Beschwer­de­füh­rer durch das neue Erb­schaft­steu­er­ge­setz nicht hin­rei­chend erken­nen lassen.

Dar­auf ver­weist der Nürn­ber­ger Fach­an­walt für Erb- und Steu­er­recht Dr. Nor­bert Gie­se­ler, Vize­prä­si­dent der DANSEF Deut­sche Anwalts‑, Notar- und Steu­er­be­ra­ter­ver­ei­ni­gung für Erb- und Fami­li­en­recht e. V., Stutt­gart, unter Hin­weis auf die am 03.12.2010 bekannt gege­be­ne Ent­schei­dung des Bun­des­ver­fas­sungs­ge­richts (BVerfG) vom 30.10.2010 — Az.: 1 BvR 3196/09, 3197/09 und 3198/09.

Die drei Beschwer­de­füh­rer wen­den sich mit ihren Ver­fas­sungs­be­schwer­den gegen die unter­schied­li­chen Steu­er­sät­ze, Frei­be­trä­ge und Steu­er­be­frei­un­gen nach dem Erb­schaft­steu­er- und Schen­kungsteu­er­ge­setz in der Fas­sung des Erb­schaft­steu­er­re­form­ge­set­zes vom 24. Dezem­ber 2008, durch die sie als Erb­las­ser unmit­tel­bar in der Aus­übung ihrer Tes­tier­frei­heit betrof­fen sei­en. Die Beschwer­de­füh­rer sind Eigen­tü­mer erheb­li­chen, ver­erb­ba­ren Ver­mö­gens — dar­un­ter Wohn- bzw. Gewer­be­im­mo­bi­li­en sowie ein mit­tel­stän­di­sches Pro­duk­ti­ons­un­ter­neh­men -, das nach ihrem Vor­brin­gen nicht unter die Steu­er­be­frei­ung bzw. die steu­er­li­chen Ver­güns­ti­gun­gen nach dem ErbStG fällt. 

Sie machen im Wesent­li­chen gel­tend, dass die gesetz­li­che Aus­ge­stal­tung der Steu­er­be­frei­ung von Fami­li­en­hei­men sowohl gegen­über sons­ti­gem Ver­mö­gen als auch im Hin­blick auf die Wohn­flä­chen­be­gren­zung gleich­heits­wid­rig sei. Dis­kri­mi­nie­rend sei es fer­ner, dass das Fami­li­en­heim zwar für Ehe­gat­ten und gleich­ge­schlecht­li­che Lebens­part­ner, nicht hin­ge­gen für ver­wandt­schaft­li­che Ein­stands­ge­mein­schaf­ten steu­er­frei gestellt wer­de. Die Erb­schaft­steu­er stel­le einen Anreiz dar, Betrie­be oder Immo­bi­li­en vor dem Erb­fall zu ver­äu­ßern und das Ver­mö­gen ins erb­schaft­steu­er­freie Aus­land zu verlagern. 

Die 1. Kam­mer des Ers­ten Senats des Bun­des­ver­fas­sungs­ge­richts hat die Ver­fas­sungs­be­schwer­den nicht zur Ent­schei­dung ange­nom­men, betont Dr. Gie­se­ler. Sie sei­en unzu­läs­sig, weil sie die erfor­der­li­che Selbst­be­trof­fen­heit der Beschwer­de­füh­rer durch das neue Erb­schaft­steu­er­ge­setz nicht hin­rei­chend erken­nen lassen. 

•        Der Ent­schei­dung lie­gen im Wesent­li­chen fol­gen­de Erwä­gun­gen zugrun­de: 

Rich­tet sich eine Ver­fas­sungs­be­schwer­de unmit­tel­bar gegen eine gesetz­li­che Vor­schrift oder einen sons­ti­gen Hoheits­akt, muss der Beschwer­de­füh­rer dar­le­gen, durch die ange­grif­fe­ne Norm selbst, gegen­wär­tig und unmit­tel­bar in sei­nen Grund­rech­ten oder grund­rechts­glei­chen Rech­ten ver­letzt zu sein. 

Die­ses Erfor­der­nis der Selbst­be­trof­fen­heit ist hier nicht erfüllt, da nicht erkenn­bar ist, dass die Beschwer­de­füh­rer als Erb­las­ser von dem Erb­schaft­steu­er­ge­setz in den als ver­letzt gerüg­ten Grund­rech­ten, nament­lich der Tes­tier­frei­heit (Art. 14 Abs. 1 Satz 1 2. Alt GG), selbst betrof­fen wer­den. Die Erb­schaft­steu­er belas­tet die Berei­che­rung des Erben; der Nach­lass als sol­cher ist nicht Besteue­rungs­ge­gen­stand. Steu­er­pflich­ti­ger ist allein der Erbe, nicht der Erb­las­ser. Der Schutz­be­reich des Art. 14 Abs. 1 Satz 1 2. Alt. GG umfasst, soweit er den Erb­las­ser betrifft, ledig­lich des­sen Recht zu ver­er­ben, d. h. die Tes­tier­frei­heit als Ver­fü­gungs­be­fug­nis über den Tod hin­aus, die auch durch eine aus­schließ­lich an den Erben adres­sier­te Erb­schaft­steu­er nicht aus­ge­höhlt wer­den darf. Jedoch ver­mag nicht schon jeder durch öko­no­mi­sche Güns­tig­keits­er­wä­gun­gen ver­an­lass­te Ein­fluss auf die Tes­tier­ent­schei­dung des Erb­las­sers im Hin­blick auf einen künf­ti­gen Erb­fall eine die Zuläs­sig­keit der Ver­fas­sungs­be­schwer­de recht­fer­ti­gen­de Selbst­be­trof­fen­heit durch das Erb­schaft­steu­er­recht zu begründen. 

Die von den Beschwer­de­füh­rern ange­grif­fe­nen Rege­lun­gen des Erb­schaft­steu­er­rechts las­sen die Tes­tier­frei­heit des Erb­las­sers unbe­rührt. Es ist allen poten­ti­el­len Erb­las­sern wei­ter­hin unbe­nom­men, als Erben ein­zu­set­zen, wen sie wol­len, und frei über die Zuwen­dung ihrer Ver­mö­gens­ge­gen­stän­de zu ent­schei­den. Die Beschwer­de­füh­rer tra­gen auch nicht plau­si­bel vor, dass in ihrem Fall die ange­foch­te­nen Rege­lun­gen zu einer Aus­höh­lung der Tes­tier­frei­heit füh­ren oder dass auf­grund der ange­foch­te­nen Vor­schrif­ten das Ver­er­ben für sie wirt­schaft­lich sinn­los erscheint. Soweit sie sich auf die nega­ti­ve finan­zi­el­le Anreiz­funk­ti­on der Erb­schaft­steu­er beru­fen, ist ihrem Vor­brin­gen nicht kon­kret zu ent­neh­men, dass sie bei einer ande­ren recht­li­chen Aus­ge­stal­tung der Erb­schaft­steu­er in ande­rer Wei­se tes­tie­ren wür­den. Zudem haben die Beschwer­de­füh­rer als tes­tie­ren­de Erb­las­ser kei­nen ent­schei­den­den Ein­fluss dar­auf, ob die Erben letzt­lich mit Erb­schaft­steu­er belas­tet wer­den oder in den Genuss der durch bestimm­te tes­ta­men­ta­ri­sche Gestal­tun­gen ange­streb­ten Steu­er­ver­güns­ti­gun­gen kom­men. Denn Erben kön­nen vor­verster­ben, das Erbe aus­schla­gen oder sich gar zum Bei­spiel auf­grund einer erst nach dem Erb­fall bekannt gewor­de­nen Ver­feh­lung gegen­über dem Erb­las­ser als erbun­wür­dig erweisen.

Gie­se­ler riet, dies zu beach­ten sowie sich in Zwei­fels­fäl­len umfas­send recht­lich und auch steu­er­lich bera­ten zu las­sen, wobei er u. a. auch auf die bun­des­weit mehr als 700 auf Erbrecht, Erb­schaft­steu­er­recht und Schei­dungs­recht spe­zia­li­sier­ten Rechts­an­wäl­te und Steu­er­be­ra­ter der DANSEF Deut­sche Anwalts‑, Notar- und Steu­er­be­ra­ter­ver­ei­ni­gung für Erb- und Fami­li­en­recht e. V., www.dansef.de verwies.

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Dr. Nor­bert Gie­se­ler
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