(Stutt­gart) Für die Errich­tung eines ord­nungs­ge­mä­ßen pri­vat­schrift­li­chen Tes­ta­men­tes ist es not­wen­dig, dass die­ses hand­ge­schrie­ben und unter­schrie­ben ist. Ort und Datum soll­ten nicht fehlen.

Die­se Form, so der Stutt­gar­ter Fach­an­walt für Erbrecht Micha­el Henn, Vize­prä­si­dent und geschäfts­füh­ren­des Vor­stands­mit­glied der Deut­schen Anwalts‑, Notar- und Steu­er­be­ra­ter­ver­ei­ni­gung für Erb- und Fami­li­en­recht e. V. (DANSEF) mit Sitz in Stutt­gart, ist damit grund­sätz­lich auch in hand­schrift­li­chen Brie­fen gewahrt.

Hier­bei stellt sich vor den Gerich­ten jedoch dann häu­fig die Fra­ge, ob ein der­ar­ti­ger, in einem Brief zum Aus­druck gebrach­ter letz­ter Wil­le auch „ernst zu neh­men” und damit anzu­er­ken­nen ist.

Über einen der­ar­ti­gen Fall, so Henn, hat­te kürz­lich ein­mal wie­der das Schles­wig-Hol­stei­ni­sche Ober­lan­des­ge­richt — Beschluss vom 29.05.2009, Az.: 3 Wx 58/04 — zu befin­den. Am 16. Sep­tem­ber 1994 schrieb die Erb­las­se­rin einen hand­schrift­li­chen Brief, in wel­chem sie u. a. formulierte:

Es freu­te mich, daß wir so har­mo­nisch zusam­men waren: Ho…, die R…, die Ros­to­cker und Du lie­bes Brü­der­chen. Ich den­ke an T. H…s Tod wenn mein Lebens­lauf besie­gelt ist, erbst du mein Geld, mein Glück brach­te mir Wohl­stand in Canada.”

Ein wei­te­res Tes­ta­ment hin­ter­ließ sie nicht. Nach ihrem Tode im Jah­re 2003 bean­trag­te der hier so Begüns­ti­ge unter Vor­la­ge die­ses Brie­fes beim zustän­di­gen Nach­lass­ge­richt die Ertei­lung eines Erb­schei­nes, der ihn als Allein­er­ben aus­wei­sen soll­te. Die­ses wies den Antrag zurück, betont Henn. Aus dem frag­li­chen Brief kön­ne nicht erschlos­sen wer­den, dass die Erb­las­se­rin eine letzt­wil­li­ge Ver­fü­gung habe tref­fen wollen.

Hier­ge­gen leg­te der Begüns­tig­te Beschwer­de ein. Der Hin­weis in dem Brief “erbst du…” sei eine ein­deu­ti­ge Allein­er­ben­ein­set­zung. Die Erb­las­se­rin habe ledig­lich Geld zu ver­er­ben gehabt. In dem frag­li­chen Brief habe sie an ihren Tod ange­knüpft und ihn dann zum Erben ein­ge­setzt. Das rei­che als Brief­tes­ta­ment aus.

Das Land­ge­richt Lübeck folg­te nach einer lan­gen Beweis­auf­nah­me mit Zeu­gen­an­hö­rung die­ser Auf­fas­sung und wies das Nach­lass­ge­richt an, dem Begüns­tig­ten gemäß sei­nem Antrag einen Erb­schein dahin zu ertei­len, dass er Allein­er­be nach der Erb­las­se­rin auf­grund tes­ta­men­ta­ri­scher Erb­fol­ge gewor­den sei.

Hier­ge­gen wie­der­um rich­te­te sich die Beschwer­de einer wei­te­ren Fami­li­en­an­ge­hö­ri­gen, die ohne die­ses Tes­ta­ment auf­grund gesetz­li­cher Erb­fol­ge zur Erb­fol­ge gelangt wäre, sodass die Ange­le­gen­heit nun vor dem Schles­wig-Hol­stei­ni­schen Ober­lan­des­ge­richt landete.

Die­ses wies nun fünf Jah­re spä­ter die Beschwer­de der wei­te­ren Betei­lig­ten in dem Beschluss vom 29.05.2009 zurück.  Die Ent­schei­dung des Land­ge­richts sei in kei­ner Wei­se zu bean­stan­den und ver­tret­bar, sodass der in dem Brief Begüns­tig­te die Erb­schaft nun auch tat­säch­lich erhält.

Damit, so betont Henn, ging ein sechs Jah­re andau­ern­der Rechts­streit wegen 60.000 EUR zu Ende, der hät­te ver­mie­den wer­den kön­nen, wenn die Erb­las­se­rin anstel­le ihres Brie­fes ein ein­wand­frei­es Tes­ta­ment errich­tet hät­te. Er nahm den Fall zum Anlass, noch ein­mal alle Bun­des­bür­ger zu ermun­tern, sich recht­zei­tig über ihre Erb­fol­ge Gedan­ken zu machen und den let­zen Wil­len dann auch ein­wand­frei nie­der­zu­le­gen. Nur so, betont Henn, blei­be den Fami­li­en­an­ge­hö­ri­gen nach dem Tode viel Streit und häu­fig auch gericht­li­cher Streit erspart.

Er emp­fahl, in Zwei­fels­fäl­len Rechts­rat in Anspruch zu neh­men und ver­wies dabei u. a. auch auf die bun­des­weit mehr als 700 auf Erbrecht, Erb­schaft­steu­er­recht und Fami­li­en-/Schei­dungs­recht spe­zia­li­sier­ten Rechts­an­wäl­te und Steu­er­be­ra­ter der DANSEF Deut­sche Anwalts‑, Notar- und Steu­er­be­ra­ter­ver­ei­ni­gung für Erb- und Fami­li­en­recht e. V., www.dansef.de

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