(Stutt­gart) Nach Ansicht des Finanz­ge­richts Baden-Würt­tem­berg sind die Zah­lun­gen, die ein Abtei­lungs­lei­ter in den Jahren2001 bis 2004 für sei­ne neben­be­ruf­li­che Tätig­keit als Betreu­er erhielt, als Ein­künf­te aus Gewer­be­be­trieb in der vom Finanz­amt geschätz­ten Höhe steu­er­pflich­tig und nach kei­ner erkenn­ba­ren Steu­er­be­frei­ungs­vor­schrift (§ 3 Nr. 12 Satz 1 und 2 Ein­kom­men­steu­er­ge­setz (EStG) steu­er­frei.

Dar­auf ver­weist der Kie­ler Steu­er­be­ra­ter Jörg Pas­sau, Vize­prä­si­dent der Deut­schen Anwalts‑, Notar- und Steu­er­be­ra­ter­ver­ei­ni­gung für Erb- und Fami­li­en­recht e. V. (DANSEF) mit Sitz in Stutt­gart unter Hin­weis auf das am 21.10..2009 ver­öf­fent­lich­te Urteil des Finanz­ge­richts Baden-Würt­tem­berg vom 24.09.2009 — Az.: 3 K 1350/08.

Das Vor­mund­schafts­ge­richt bestell­te den haupt­be­ruf­lich als Abtei­lungs­lei­ter eines Ver­ban­des täti­gen Klä­ger zeit­wei­se gleich­zei­tig in bis zu 42 Fäl­len als Betreu­er i. S. des § 1896 des Bür­ger­li­chen Gesetz­buchs. Für jede betreu­te Per­son erhielt er eine Auf­wands­ent­schä­di­gung von bis zu 323 € pro Jahr. Die hier­aus ins­ge­samt erziel­ten Beträ­ge gab der Klä­ger in sei­nen Ein­kom­men­steu­er­erklä­run­gen der ent­spre­chen­den Jah­re nicht an.

Nach einer anony­men Anzei­ge und einer Steu­er­fahn­dungs­prü­fung erhielt das zustän­di­ge Finanz­amt Kennt­nis von die­sen Zah­lun­gen und erließ geän­der­te Steu­er­be­schei­de, in denen es die ver­ein­nahm­ten Beträ­ge nach Abzug von 25 % der Ein­nah­men als Wer­bungs­kos­ten als sons­ti­ge Ein­künf­te ansetz­te, woge­gen sich sein Ein­spruch und sodann die Kla­ge vor dem Finanz­ge­richt richtete.

Jedoch ohne Erfolg, wie Pas­sau betont.

Eine Steu­er­frei­heit nach § 3 Nr. 12 EStG kommt nach Auf­fas­sung des Finanz­ge­richts Baden-Würt­tem­berg — weder nach Satz 1 noch nach Satz 2 die­ser Vor­schrift — in Betracht. 

  • Satz 1 kommt nicht zur Anwen­dung, weil im Streit­fall die Zah­lung nicht aus einem Titel geleis­tet wur­de, der aus­drück­lich als “Auf­wands­ent­schä­di­gung” bezeich­net ist. Aus den in den Haus­halts­plä­nen des Lan­des Baden-Würt­tem­berg in den Streit­jah­ren vor­han­de­nen Erläu­te­run­gen zum maß­geb­li­chen Haus­halts­ti­tel ist ledig­lich von „Auf­wand” die Rede. 

Der Senat setzt sich in dem Urteil aus­führ­lich mit den Begrif­fen „Auf­wand” und „Auf­wands­ent­schä­di­gung” aus­ein­an­der und kommt zu dem Ergeb­nis, dass die­se Begrif­fe nicht deckungs­gleich sind. Die Zah­lung muss aus einem bestimm­ten Grund erfol­gen, um eine Auf­wands­ent­schä­di­gung zu sein. Der Haus­halts­ge­setz­ge­ber hat im ent­spre­chen­den Haus­halts­plan den Begriff „Auf­wand” bewusst gewählt. Die­se Aus­le­gung führt zu einer steu­er­li­chen Gleich­be­hand­lung von Auf­wands­ent­schä­di­gun­gen, die für die Betreu­ung mit­tel­lo­ser Per­so­nen gezahlt wer­den, mit Auf­wands­ent­schä­di­gun­gen für die Betreu­ung von Per­so­nen, die über ent­spre­chen­de Mit­tel ver­fü­gen. Für Letz­te­re kommt die Steu­er­be­frei­ung nach § 3 Nr. 12 Satz 1 EStG nicht in Betracht, weil die Auf­wands­ent­schä­di­gung vom Betreu­ten selbst bezahlt wird.

  • § 3 Nr. 12 Satz 2 EStG ist eben­falls nicht anzu­wen­den, weil ein Betreu­er kei­ne öffent­li­chen Diens­te i. S. die­ser Vor­schrift leis­tet. Das Rechts­ver­hält­nis zwi­schen Betreu­er und Betreu­tem und das zwi­schen Betreu­er und Drit­ten ist pri­vat­recht­lich ausgestaltet. 

Die glei­che Rechts­auf­fas­sung ver­tritt das Schles­wig-Hol­stei­ni­sche Finanz­ge­richt in sei­nem Urteil vom 21.08.2003 (2 K 179/02, EFG 2003, 1595), auf das der Senat verweist.

Im Urteil wird aus­drück­lich aner­kannt, dass der Klä­ger sei­ne Tätig­keit ehren­amt­lich aus­übt und damit zwei­fel­los zur Ent­las­tung des Lan­des­haus­halts bei­trägt. Das vor die­sem Hin­ter­grund ganz beson­ders aner­ken­nens­wer­te Enga­ge­ment des Klä­gers ändert aber nichts dar­an, dass in den Streit­jah­ren die Zah­lun­gen im Haus­halts­plan des Lan­des nicht als „Auf­wands­ent­schä­di­gung” aus­ge­wie­sen wurden.

Wegen grund­sätz­li­cher Bedeu­tung wur­de die Revi­si­on an den Bun­des­fi­nanz­hof zugelassen.

Pas­sau emp­fahl, den Aus­gang zu beach­ten und ggfs. steu­er­li­chen Rat in Anspruch zu neh­men, wobei er dabei u. a. auf die DANSEF Deut­sche Anwalts‑, Notar- und Steu­er­be­ra­ter­ver­ei­ni­gung  für Erb- und Fami­li­en­recht e. V —  www.dansef.de — verwies.

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