(Stutt­gart) Die Klau­seln Nr. 5 (1) Satz 1 und Satz 2 der All­ge­mei­nen Geschäfts­be­din­gun­gen (AGB) der Spar­kas­sen zu Erb­nach­wei­sen sind wegen Ver­sto­ßes gegen § 307 BGB unwirksam. 

Dar­auf ver­weist der Nürn­ber­ger Fach­an­walt für Erb- und Steu­er­recht sowie Han­dels- und Gesell­schafts­recht Dr. Nor­bert Gie­se­ler, Vize­prä­si­dent der DANSEF Deut­sche Anwalts‑, Notar- und Steu­er­be­ra­ter­ver­ei­ni­gung für Erb- und Fami­li­en­recht e. V., Stutt­gart, unter Hin­weis auf die Mit­tei­lung des Ober­lan­des­ge­richts (OLG) Hamm vom 29.01.2013 zu sei­nem Urteil vom 01.10.2012, Az. I‑31 U 55/12, das aller­dings noch nicht rechts­kräf­tig und nun in letz­ter Instanz beim BGH anhän­gig ist. (BGH XI ZR 401/12)

Der Bun­des­ver­band der Ver­brau­cher­zen­tra­len ver­langt von einer Spar­kas­se aus dem Enne­pe-Ruhr-Kreis es zu unter­las­sen, nach­fol­gen­de AGB-Klau­seln zu ver­wen­den, über deren Wirk­sam­keit die Par­tei­en streiten:

Nr. 5 (1) Erbnachweise

Nach dem Tode des Kun­den kann die Spar­kas­se zur Klä­rung der rechts­ge­schäft­li­chen Berech­ti­gung die Vor­le­gung eines Erb­scheins, eines Tes­ta­ments­voll­stre­ck­erzeug­nis­ses oder ähn­li­cher gericht­li­cher Zeug­nis­se ver­lan­gen; fremd­spra­chi­ge Urkun­den sind auf Ver­lan­gen mit deut­scher Über­set­zung vor­zu­le­gen. Die Spar­kas­se kann auf die Vor­le­gung eines Erb­scheins oder eines Tes­ta­ments­voll­stre­ck­erzeug­nis­ses ver­zich­ten, wenn ihr eine Aus­fer­ti­gung oder eine beglau­big­te Abschrift von Tes­ta­ment oder Erb­ver­trag des Kun­den sowie die Nie­der­schrift über die zuge­hö­ri­ge Eröff­nungs­ver­hand­lung vor­ge­legt wird.”

Der 31. Zivil­se­nat des Ober­lan­des­ge­richts Hamm hat die bei­den Klau­seln für unwirk­sam erach­tet und die Beklag­te zur Unter­las­sung ver­ur­teilt. Damit wur­de auch die vor­he­ri­ge Ent­schei­dung des Land­ge­richts Dort­mund in die­ser Sache bestä­tigt, so Dr. Gieseler.

Die Klau­seln wichen von der gesetz­li­chen Rege­lung ab, nach der ein Erbe sein Erbrecht nicht nur durch einen Erb­schein son­dern auch in ande­rer Form nach­wei­sen kön­ne. Durch die Klau­seln wer­de der Ver­trags­part­ner der Spar­kas­se ent­ge­gen den Gebo­ten von Treu und Glau­ben unan­ge­mes­sen benach­tei­ligt. Ein durch­schnitt­li­cher Bank­kun­de ver­ste­he die Rege­lung des Sat­zes 1 so, dass die Spar­kas­se die Vor­la­ge eines Erb­scheins unab­hän­gig davon bean­spru­chen kön­ne, ob im kon­kre­ten Ein­zel­fall das Erbrecht auch auf ande­re Wei­se nach­ge­wie­sen wer­den kön­ne. Nach dem Satz 2 sei die Spar­kas­se in ihrer Ent­schei­dung völ­lig frei, ob sie bei Vor­lie­gen der Vor­aus­set­zun­gen die­ses Sat­zes auf die Vor­la­ge eines Erb­scheins ver­zich­te oder nicht. Mit die­sen Inhal­ten sei­en die Klau­seln mit dem wesent­li­chen Grund­ge­dan­ken der gesetz­li­chen Rege­lung nicht ver­ein­bar. Zu Unrecht las­se sich die Spar­kas­se ein Recht auf Vor­la­ge eines Erb­scheins unab­hän­gig davon ein­räu­men, ob das Erbrecht im kon­kre­ten Ein­zel­fall über­haupt zwei­fel­haft sei, ob es auch anders als durch die Vor­la­ge eines Erb­scheins nach­ge­wie­sen wer­den kön­ne oder ob das Ver­lan­gen nach der Vor­la­ge eines Erb­scheins mög­li­cher­wei­se rechts­miss­bräuch­lich sei, weil das Kon­to nur ein sehr gerin­ges Gut­ha­ben auf­wei­se. Weder Erb­las­ser noch Erbe hät­ten in die­sen Fäl­len an einem Erb­schein ein Inter­es­se. Anders die Spar­kas­se, weil sie sich nach der Vor­la­ge des Erb­scheins auf des­sen nach den §§ 2366, 2367 BGB ver­mu­te­te Rich­tig­keit beru­fen kön­ne. Die­sem Inter­es­se sei aber nicht durch das in den AGB sta­tu­ier­te unbe­schränk­te Wahl­recht, son­dern durch eine dif­fe­ren­zier­te Betrach­tung der jewei­li­gen Fäl­le Rech­nung zu tragen.

Dr. Gie­se­ler emp­fahl, dies und den wei­te­ren Aus­gang zu beach­ten sowie ggfs. recht­li­chen und steu­er­li­chen  Rat ein­zu­ho­len, wobei er u. a. auch auf die bun­des­weit mehr als 700 auf Erbrecht, Erb­schaft­steu­er­recht und Schei­dungs­recht spe­zia­li­sier­ten Rechts­an­wäl­te und Steu­er­be­ra­ter der DANSEF Deut­sche Anwalts‑, Notar- und Steu­er­be­ra­ter­ver­ei­ni­gung für Erb- und Fami­li­en­recht e. V., www.dansef.de verwies.

 

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