(Stutt­gart) Der IX. Senat des Bun­des­fi­nanz­hofs (BFH) hat ent­schie­den, dass für die Annah­me eines pri­va­ten Ver­äu­ße­rungs­ge­schäfts nach §§ 22 Nr. 2, 23 des Ein­kom­men­steu­er­ge­set­zes dem Erfor­der­nis der wirt­schaft­li­chen Iden­ti­tät zwi­schen ange­schaff­tem und ver­äu­ßer­tem Wirt­schafts­gut (nur) teil­wei­se genügt ist, wenn ein mit einem Erb­bau­recht belas­te­tes Grund­stück ange­schafft und — nach Löschung des Erb­bau­rechts — kurz­fris­tig las­ten­frei wei­ter­ver­äu­ßert wird. 

Der Ermitt­lung des Gewinns aus einem sol­chen pri­va­ten Ver­äu­ße­rungs­ge­schäft ist nur der antei­li­ge Ver­äu­ße­rungs­preis zugrun­de zu legen, der — wirt­schaft­lich gese­hen — auf das Grund­stück im belas­te­ten Zustand ent­fällt; er ist ggf. im Schät­zungs­we­ge zu ermitteln.

Dar­auf ver­weist der Kie­ler Steu­er­be­ra­ter Jörg Pas­sau, Vize­prä­si­dent der Deut­schen Anwalts‑, Notar- und Steu­er­be­ra­ter­ver­ei­ni­gung für Erb- und Fami­li­en­recht e. V. (DANSEF) mit Sitz in Stutt­gart unter Hin­weis auf die Mit­tei­lung des Bun­des­fi­nanz­hofs (BFH) vom 4.09.2013 zu sei­nem Urteil vom 12. Juni 2013 — IX R 31/12.

Pri­va­te Ver­äu­ße­rungs­ge­schäf­te lie­gen nur vor, wenn ange­schaff­tes und ver­äu­ßer­tes Wirt­schafts­gut wirt­schaft­lich iden­tisch sind (sog. Näm­lich­keit). Maß­geb­li­che Kri­te­ri­en sind die Gleich­ar­tig­keit, Funk­ti­ons­gleich­heit und Gleich­wer­tig­keit von ange­schaff­tem und ver­äu­ßer­tem Wirt­schafts­gut. Eine wirt­schaft­li­che Tei­li­den­ti­tät ist grund­sätz­lich aus­rei­chend. Ein pri­va­tes Ver­äu­ße­rungs­ge­schäft begrün­det sie aber nur für die­sen Teil des betref­fen­den Wirtschaftsguts.

Im ent­schie­de­nen Fall bil­de­ten die Klä­ger eine Erben­ge­mein­schaft, auf die im Wege der Gesamt­rechts­nach­fol­ge ein Erb­bau­recht über­ge­gan­gen war. Im Streit­jahr 2005 erwar­ben sie dazu das mit dem Erb­bau­recht belas­te­te Grund­stück. Das Erb­bau­recht brach­ten sie zur Löschung. Danach ver­äu­ßer­ten die Klä­ger das nun­mehr las­ten­freie Grund­stück im sel­ben Jahr an Drit­te. Das Finanz­ge­richt (FG) sah in der Ver­äu­ße­rung des Grund­stücks kein pri­va­tes Ver­äu­ße­rungs­ge­schäft, da es an der wirt­schaft­li­chen Iden­ti­tät zwi­schen dem von den Klä­gern ange­schaff­ten (erb­bau­rechts­be­las­te­ten) Grund­stück und dem ohne die­se Belas­tung ver­äu­ßer­ten (las­ten­frei­en) Grund­stück feh­le. Letzt­lich habe sich in dem Ver­äu­ße­rungs­er­geb­nis ledig­lich der Wert des Erb­bau­rechts realisiert.

Der BFH trat die­ser Rechts­auf­fas­sung ent­ge­gen und hob das FG-Urteil auf. Zwar sei das belas­te­te Eigen­tum sowohl zivil­recht­lich als auch wirt­schaft­lich etwas ande­res als das unbe­las­te­te Eigen­tum, denn das bei Anschaf­fung bestehen­de und spä­ter gelösch­te Erb­bau­recht ste­he einer voll­um­fäng­li­chen wirt­schaft­li­chen Iden­ti­tät — im Sin­ne einer Gleich­wer­tig­keit — von ange­schaff­tem und ver­äu­ßer­tem Grund­stück ent­ge­gen. Von einer wirt­schaft­li­chen Iden­ti­tät kön­ne aller­dings inso­weit aus­ge­gan­gen wer­den, als das ange­schaff­te (belas­te­te) Wirt­schafts­gut in dem ver­äu­ßer­ten (unbe­las­te­ten) auf­ge­gan­gen sei. Da das FG kei­ne Fest­stel­lun­gen zur Ermitt­lung und Höhe des auf das Grund­stück im belas­te­ten Zustand ent­fal­len­den Ver­äu­ße­rungs­prei­ses getrof­fen hat­te, ver­wies der BFH das Ver­fah­ren zur wei­te­ren Auf­klä­rung an das FG zurück.

Pas­sau emp­fahl, dies zu beach­ten und ggfs. recht­li­chen und/oder steu­er­li­chen Rat in Anspruch zu neh­men, wobei er dabei u. a. auf die DANSEF Deut­sche Anwalts‑, Notar- und Steu­er­be­ra­ter­ver­ei­ni­gung  für Erb- und Fami­li­en­recht e. V —  www.dansef.de — verwies.

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