(Stutt­gart) Nach § 13a Abs. 5 Nr. 3 Satz 1 ErbStG in der bis zum 31.12.2008 gel­ten­den Fas­sung fal­len der Frei­be­trag oder Frei­be­trags­an­teil bei Erwerb von Betriebs­ver­mö­gen mit Wir­kung für die Ver­gan­gen­heit weg, soweit der Erwer­ber inner­halb von fünf Jah­ren nach dem Erwerb bis zum Ende des letz­ten in die Fünf­jah­res­frist fal­len­den Wirt­schafts­jah­res Ent­nah­men tätigt, die die Sum­me sei­ner Ein­la­gen und der ihm zuzu­rech­nen­den Gewin­ne oder Gewinn­an­tei­le seit dem Erwerb um mehr als 52.000 Euro über­stei­gen, Ver­lus­te blei­ben unberücksichtigt.

Mit die­ser Begrün­dung, so der Nürn­ber­ger Fach­an­walt für Erb- und Steu­er­recht, Dr. Nor­bert Gie­se­ler, Vize­prä­si­dent der DANSEF Deut­sche Anwalts‑, Notar- und Steu­er­be­ra­ter­ver­ei­ni­gung für Erb- und Fami­li­en­recht e. V., Stutt­gart, hat das Finanz­ge­richt Müns­ter (FG Müns­ter) in einem am 15.07.2009 ver­öf­fent­lich­ten Urteil vom 04.06.2009, (Az.: 3 K 4490/06 Erb) einen Betriebs­nach­fol­ger und Erben zur Nach­ver­steue­rung sei­nes Erbes verpflichtet.

In dem Fall beerb­te der Klä­ger sei­ne am 25.10.1998 ver­stor­be­ne Mut­ter als Allein­er­be. Zum Nach­lass gehör­te u. a. ein Ein­zel­un­ter­neh­men. Der Wert des Betriebs­ver­mö­gens ist in der Erb­schaft­steu­er­erklä­rung mit 379.946,56 DM ange­ge­ben. Das Finanz­amt gewähr­te die Ver­güns­ti­gun­gen gemäß § 13a EStG a. F. und ließ bei der Erb­schafts­be­steue­rung einen Betriebs­ver­mö­gens­frei­be­trag in Höhe von 345.946 DM zum Abzug zu. Der Beklag­te setz­te die Erb­schaft­steu­er aus­ge­hend von einem Erb­an­teil von 1.593.798 DM zzgl. Vor­er­wer­ben in Höhe von 118.160 DM von einem Erwerb von ins­ge­samt 1.711.958 DM unter Berück­sich­ti­gung des Frei­be­tra­ges nach § 16 ErbStG in Höhe von 400.000 DM von einem steu­er­pflich­ti­gen Erwerb von 1.311.900 DM auf 248.418 DM fest.

Auf Anfra­ge des Finanz­amts, ob der Erwer­ber inner­halb von 5 Jah­ren nach dem Erwerb des Betriebs Ent­nah­men getä­tigt habe, die die Sum­me sei­ner Ein­la­gen und der ihm zuzu­rech­nen­den Gewin­ne oder Gewinn­an­tei­le seit dem Erwerb um mehr als 100.000 DM (bzw. 52.000 Euro) über­stie­gen, teil­te der Klä­ger mit, bis zum Ende der fünf­jäh­ri­gen Behal­tens­frist (26.10.1998 bis 25.10.2003) über­stie­gen die durch ihn getä­tig­ten Ent­nah­men nicht die von ihm getä­tig­ten Ein­la­gen, es erge­be sich viel­mehr sogar eine Unterentnahme.

Das Finanz­amt kam hin­ge­gen zu dem Ergeb­nis, dass in der Frist schäd­li­che Über­ent­nah­men in Höhe von 179.235 DM vor­ge­nom­men wur­den und die Fünf­jah­res­frist nicht ein­ge­hal­ten wur­de. Es änder­te den Erb­schaft­steu­er­be­scheid und erhöh­te den Erwerb um die steu­er­schäd­li­che Über­ent­nah­me in Höhe von 179.235 DM und setz­te die Erb­schaft­steu­er nun auf 279.491 DM (ent­spricht 142.901 Euro) fest, so dass sich eine Nach­for­de­rung in Höhe von 17.392,65 Euro ergab. Der Klä­ger leg­te Ein­spruch ein. Es sei die tat­säch­li­che unver­kürz­te fünf­jäh­ri­ge Behal­tens­frist zu berück­sich­ti­gen, danach ergä­ben sich kei­ne steu­er­schäd­li­chen Überentnahmen.

Das Finanz­amt wies den Ein­spruch als unbe­grün­det zurück, woge­gen sich die Kla­ge rich­te­te. Die­se blieb jedoch auch vor dem Finanz­ge­richt Müns­ter ohne Erfolg, betont Gieseler.

Nach § 13a Abs. 5 Nr. 3 Satz 1 ErbStG a. F. fal­len der Frei­be­trag oder Frei­be­trags­an­teil nach § 13a Abs. 1 und der ver­min­der­te Wert­an­satz nach § 13a Abs. 2 ErbStG a. F. mit Wir­kung für die Ver­gan­gen­heit weg, “soweit der Erwer­ber inner­halb von fünf Jah­ren nach dem Erwerb als Inha­ber eines Gewer­be­be­triebs, Gesell­schaf­ter einer Gesell­schaft im Sin­ne des § 15 Abs. 1 Nr. 2 und Abs. 3 oder § 18 Abs. 4 des Ein­kom­men­steu­er­ge­set­zes oder per­sön­lich haf­ten­der Gesell­schaf­ter einer Kom­man­dit­ge­sell­schaft auf Akti­en bis zum Ende des letz­ten in die Fünf­jah­res­frist fal­len­den Wirt­schafts­jah­res Ent­nah­men tätigt, die die Sum­me sei­ner Ein­la­gen und der ihm zuzu­rech­nen­den Gewin­ne oder Gewinn­an­tei­le seit dem Erwerb um mehr als 52.000 Euro über­stei­gen, Ver­lus­te blei­ben unberücksichtigt.”

Nach dem Wort­laut der Vor­schrift sei im Streit­fall daher der Tat­be­stand der Über­ent­nah­me erfüllt, so dass der Nach­ver­steue­rungs­tat­be­stand aus­ge­löst wird. Eine Aus­le­gung gegen den Wort­laut der Vor­schrift ist im Streit­fall ent­ge­gen der Auf­fas­sung des Klä­gers nicht gebo­ten. Es sind kei­ner­lei Anhalts­punk­te dafür ersicht­lich, dass — wie der Klä­ger meint — es sich hier­bei um eine Aus­le­gung der Vor­schrift zum Nach­teil des Steu­er­pflich­ti­gen han­delt. Die Vor­schrift des § 13a Abs. 5 Nr. 3 ErbStG a. F. dient weder zum Vor­teil noch zum Nach­teil des Steu­er­pflich­ti­gen; sie dient viel­mehr dazu, eine ein­fa­che Hand­ha­bung für die Ermitt­lung der Über­ent­nah­men zu erhal­ten, was sowohl im Inter­es­se des Steu­er­pflich­ti­gen als auch im Inter­es­se der Finanz­ver­wal­tung liegt.

Es sei­en kei­ner­lei Anhalts­punk­te dafür ersicht­lich, dass es dabei dar­auf ankä­me, ob die Anwen­dung der ver­kürz­ten Behal­tens­frist für den Steu­er­pflich­ti­gen im Ein­zel­fall zu einem vor­teil- oder nach­teil­haf­ten steu­er­li­chen Ergeb­nis füh­re. Da die Rege­lung dem Steu­er­pflich­ti­gen auch von Beginn an, d. h. vom Zeit­punkt des Erwerbs an bekannt ist, ist es ihm auch mög­lich, sich ent­spre­chend ein­zu­rich­ten und Vor­sor­ge­maß­nah­men zu ergrei­fen, so dass es der Steu­er­pflich­ti­ge in der Hand hat, nach­tei­li­ge Fol­gen zu ver­mei­den. Wenn er inner­halb von dem nach § 13a Abs. 5 Nr. 3 ErbStG a. F. ver­kürz­ten Zeit­raum Ent­nah­men tätigt, muss er die­se durch ent­spre­chen­de Ein­la­gen recht­zei­tig in dem ver­kürz­ten Zeit­raum aus­glei­chen, was dem Klä­ger nach sei­nem eige­nen Vor­trag auch tat­säch­lich mög­lich gewe­sen wäre.

Gie­se­ler mahn­te, das Urteil zu beach­ten und in Zwei­fels­fra­gen recht­li­chen und steu­er­li­chen Rat ein­zu­ho­len, wobei er u. a. auch auf die bun­des­weit mehr als 700 auf Erbrecht, Erb­schaft­steu­er­recht und Schei­dungs­recht spe­zia­li­sier­ten Rechts­an­wäl­te und Steu­er­be­ra­ter der DANSEF Deut­sche Anwalts‑, Notar- und Steu­er­be­ra­ter­ver­ei­ni­gung für Erb- und Fami­li­en­recht e. V., www.dansef.de ver­wies. 

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