(Stutt­gart) Das Ober­lan­des­ge­richt (OLG) Frank­furt am Main hat­te die Rechts­fra­ge zu ent­schei­den, ob eine rechts­wirk­sa­me Zustel­lung des Antra­ges auf Aner­ken­nung eines aus­län­di­schen Schei­dungs­ur­teils (Kana­da) per Whats­App erfol­gen könne.

Das, so die Frank­fur­ter Rechts­an­wäl­tin und Fach­an­wäl­tin für Fami­li­en­recht Hele­ne – Moni­ka Filiz, Vize­prä­si­den­tin der DANSEF Deut­sche Anwalts‑, Notar- und Steu­er­be­ra­ter­ver­ei­ni­gung für Erb- und Fami­li­en­recht e. V. mit Sitz in Stutt­gart, unter Hin­weis auf den Beschluss des Gerichts v. 22.11.2021, Az. 28 VA 1/21, hat das OLG Frank­furt am Main im Ergeb­nis ver­neint. Eine rechts­wirk­sa­me Zustel­lung aus­län­di­scher Schrift­stü­cke kön­ne nicht per Whats­App erfolgen.

Das OLG muss­te sich mit der Schei­dung eines kana­di­schen Man­nes und einer deut­schen Frau aus­ein­an­der­set­zen. Die Betei­lig­ten hat­ten in Kana­da gehei­ra­tet und sich bis zuletzt auch gemein­sam dort auf­ge­hal­ten – bis die Frau nach der Tren­nung nach Deutsch­land zurück­kehr­te. Der Mann hat in der Fol­ge vor einem kana­di­schen Gericht die Ehe­schei­dung bean­tragt. Die Zustel­lung des Schei­dungs­an­trags an die Frau ist laut Pres­se­mit­tei­lung mit Geneh­mi­gung des zustän­di­gen kana­di­schen Gerichts über den Nach­rich­ten­dienst Whats­App erfolgt. Die Frau hat dar­auf zwar geant­wor­tet, aber sich nicht zur Sache ein­ge­las­sen. In der Fol­ge wur­de die Schei­dung durch das kana­di­sche Gericht ausgesprochen.

Das OLG wies nun jedoch den Antrag des Man­nes auf Aner­ken­nung des kana­di­schen Schei­dungs­ur­teils zurück. Aus­lands­zu­stel­lun­gen könn­ten in Deutsch­land nicht per Whats­App erfol­gen und daher sei der Schei­dungs­an­trag nicht ord­nungs­ge­mäß mit­ge­teilt wor­den. Etwai­gen erwei­tern­den Rege­lun­gen im Haa­ger Über­ein­kom­men über die Zustel­lung von Schrift­stü­cken im Aus­land habe Deutsch­land wider­spro­chen. Weil das Schrift­stück daher nicht ord­nungs­ge­mäß zuge­stellt wur­de, sei es auch uner­heb­lich, dass die Frau als Antrags­geg­ne­rin tat­säch­lich Kennt­nis von dem Schei­dungs­an­trag erlangt habe und sie ihre Rech­te eigent­lich hät­te wahr­neh­men können

Die nach kana­di­schem Recht mög­li­che Zustel­lung ver­fah­rens­ein­lei­ten­der Schrift­stü­cke als pdf-Anhang einer Whats­App-Nach­richt erfüllt nicht die Wirk­sam­keits­vor­aus­set­zun­gen nach Art. 5 Abs. 1 des im Ver­hält­nis zwi­schen Deutsch­land und Kana­da anwend­ba­ren Haa­ger Über­ein­kom­mens über die Zustel­lung von Schrift­stü­cken im Aus­land (HZÜ). Damit schei­tert eine Aner­ken­nung eines auf die feh­ler­haf­te Zustel­lung ergan­ge­nen kana­di­schen Schei­dungs­ur­teils an dem Aner­ken­nungs­hin­der­nis des § 109 Abs. 1 Nr. 2 FamFG.

Für die Beja­hung der Aner­ken­nungs­fä­hig­keit des kana­di­schen Schei­dungs­ur­teils reicht es auch nicht aus, dass der Antrags­geg­ne­rin infol­ge der noch recht­zei­tig erfolg­ten Mit­tei­lung der Antrags­schrift eine Rechts­wahr­neh­mung in Kana­da mög­lich gewe­sen wäre, der Zustel­lungs­feh­ler dafür also ohne Bedeu­tung war. Denn die Aner­ken­nung erfor­dert zwin­gend nicht nur eine recht­zei­ti­ge, son­dern auch eine ord­nungs­ge­mä­ße Zustel­lung (vgl. BGH FamRZ 2019, 996; OLG Stutt­gart FamRZ 2017, 1518; OLG Bre­men FamRZ 2013, 808).

Schließ­lich kann der Antrags­geg­ne­rin die Beru­fung auf das Aner­ken­nungs­hin­der­nis des § 109 Abs. 1 Nr. 2 FamFG auch nicht des­halb ver­wehrt wer­den, weil sie einen nach der kana­di­schen Ver­fah­rens­ord­nung mög­li­cher­wei­se zuläs­si­gen Rechts­be­helf gegen das Schei­dungs­ur­teil nicht ein­ge­legt oder weil sie inzwi­schen selbst in Deutsch­land ein Schei­dungs­ver­fah­ren ein­ge­lei­tet hat (vgl. BGH FamRZ 2019, 996).

Filiz emp­fahl, dies zu beach­ten und in allen Zwei­fels­fäl­len Rechts­rat ein­zu­ho­len, wobei er u. a. auch auf die bun­des­weit mehr als 700 auf Erbrecht, Erb­schaft­steu­er­recht und Schei­dungs­recht spe­zia­li­sier­ten Rechts­an­wäl­te und Steu­er­be­ra­ter der DANSEF Deut­sche Anwalts‑, Notar- und Steu­er­be­ra­ter­ver­ei­ni­gung für Erb- und Fami­li­en­recht e. V., www.dansef.de verwies.

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