(Stutt­gart) Der 7. Zivil­se­nat des Ober­lan­des­ge­richts Köln hat­te anläss­lich einer beab­sich­tig­ten Adop­ti­on eines Mäd­chens aus Thai­land über eine mög­li­che Amts­haf­tung der betei­lig­ten öffent­li­chen Stel­len für die Kos­ten der Unter­brin­gung des Kin­des in Deutsch­land zu entscheiden.

Dar­auf ver­weist die Frank­fur­ter Rechts­an­wäl­tin und Fach­an­wäl­tin für Fami­li­en­recht Hele­ne – Moni­ka Filiz, Vize­prä­si­den­tin der DANSEF Deut­sche Anwalts‑, Notar- und Steu­er­be­ra­ter­ver­ei­ni­gung für Erb- und Fami­li­en­recht e. V. mit Sitz in Stutt­gart, unter Hin­weis auf die Mit­tei­lung des Ober­lan­des­ge­richts Köln zu sei­nem Urteil vom 11.07.2019 — Az. 7 U 151/18.

Die Klä­ger beab­sich­tig­ten die Adop­ti­on eines Kin­des aus Thai­land, wel­che der beklag­te Land­schafts­ver­band — Lan­des­ju­gend­amt — orga­ni­sie­ren soll­te. Die Klä­ger hat­ten bei der Adop­ti­ons­be­wer­bung ange­ge­ben, dass sie sich einem Kind mit star­ken psy­chi­schen Pro­ble­men bzw. Miss­brauchs-Erfah­rung nicht gewach­sen sähen. In dem Adop­ti­ons­vor­schlag des Lan­des­ju­gend­am­tes war beschrie­ben, dass das Kind Angst vor Frem­den und eini­gen fremd­ar­ti­gen Sachen habe. Nach­dem die Klä­ger das Kind in einem Kin­der­heim in Thai­land ken­nen­ge­lernt hat­ten, nah­men sie es trotz eini­ger Beden­ken hin­sicht­lich des Ver­hal­tens des Kin­des mit nach Deutsch­land. Zuvor hat­ten sie vor dem Jugend­amt der eben­falls beklag­ten Stadt eine Erklä­rung gem. § 7 AdÜ­bAG (vgl. u.) abge­ge­ben. In die­sem Zusam­men­hang hat­te die Urkunds­be­am­te der Stadt jeden­falls dar­auf hin­ge­wie­sen, dass die Ange­le­gen­heit “teu­er” wer­den kön­ne. Inwie­weit eine wei­te­re Auf­klä­rung erfolg­te, ist strei­tig. Außer­dem hat­ten die Klä­ger vor der Rück­rei­se nach Deutsch­land vor dem thai­län­di­schen “Adop­ti­on board” ein “Memo­ran­dum of Agree­ment” unter­zeich­net, in wel­chem sie sich damit ein­ver­stan­den erklärt hat­ten, dass das Lan­des­ju­gend­amt im Fal­le des Schei­terns der Adop­ti­on eine dau­er­haf­te alter­na­ti­ve Unter­brin­gung in Deutsch­land für das Kind orga­ni­sie­ren wür­de und ledig­lich als letz­te Mög­lich­keit das Kind nach Thai­land zurück­ge­führt werde.

Gut zwei Wochen nach dem Rück­flug nach Deutsch­land teil­ten die Klä­ger mit, dass sie sich wegen des auf­fäl­li­gen Ver­hal­tens des Kin­des nicht in der Lage sähen, die Adop­ti­ons­pfle­ge wei­ter­zu­füh­ren. Gut einen Monat nach der Rück­kehr ent­schie­den sie, die Pfle­ge­zeit zu been­den. Das Kind wur­de vom Jugend­amt in Obhut genom­men und in einer Wohn­ein­rich­tung in Deutsch­land unter­ge­bracht. Die Kos­ten von über 100 Euro pro Tag wur­den den Klä­gern in Rech­nung gestellt. Es steht eine Kos­ten­über­nah­me­pflicht von bis zu 6 Jah­ren in Rede. Hier­ge­gen weh­ren die Klä­ger sich — bis­lang erfolg­los, aber noch nicht rechts­kräf­tig — vor den Verwaltungsgerichten.

Vor dem Ober­lan­des­ge­richt Köln begehr­ten die Klä­ger erfolg­los die Frei­stel­lung von den Kos­ten durch den Land­schafts­ver­band und durch die eben­falls mit­ver­klag­te Stadt. Sie mach­ten gel­tend, dass ihnen das Kind nicht hät­te ver­mit­telt wer­den dür­fen und dass sie über das Kos­ten­ri­si­ko hät­ten auf­ge­klärt wer­den müssen.

Der 7. Zivil­se­nat des Ober­lan­des­ge­richts Köln bestä­tig­te eine kla­ge­ab­wei­sen­de Ent­schei­dung des Land­ge­richts Köln.

Eine Amts­pflicht­ver­let­zung wegen der Ver­mitt­lung des Kin­des sei nicht aus­rei­chend dar­ge­legt. Zwar habe sich aus dem Adop­ti­ons­be­richt erge­ben, dass der Vater des Kin­des dro­gen­ab­hän­gig gewe­sen sei. Ins­ge­samt sei aber die sozia­le und emo­tio­na­le Ent­wick­lung des Kin­des als posi­tiv dar­ge­stellt wor­den. Wes­halb die Angst vor Frem­den bei einem fünf Jah­re alten Kind von den Mit­ar­bei­tern des Lan­des­ju­gend­am­tes als ein nahe­lie­gen­der Hin­weis auf psy­chi­sche Stö­run­gen ver­stan­den wer­den müs­se, erschlie­ße sich nicht. Ins­ge­samt habe es kei­ne aus­rei­chen­den Anhalts­punk­te dafür gege­ben, dass die Adop­ti­ons­ver­mitt­lung wahr­schein­lich schei­tern werde.

Außer­dem hät­ten die Klä­ger das Kind über meh­re­re Tage selbst in Thai­land ken­nen gelernt. Sie hät­ten sich selbst ein Bild vom Cha­rak­ter des Kin­des machen kön­nen. Nach dem eige­nen Vor­trag der Klä­ger habe das Kind noch in Thai­land Ver­hal­tens­auf­fäl­lig­kei­ten in Form von Anspu­cken, Tre­ten, Bei­ßen und Schrei­en gezeigt. Damit hät­ten die Umstän­de, die letzt­lich zum Abbruch der Adop­ti­ons­pfleg­schaft geführt hät­ten, nament­lich die Wut­an­fäl­le des Kin­des, für die Klä­ger erkenn­bar bereits in Thai­land vor­ge­le­gen. Da sie in die­ser Situa­ti­on mehr über das Kind gewusst hät­ten als sie durch einen detail­lier­te­ren Adop­ti­ons­vor­schlag hät­ten erfah­ren kön­nen, sei die behaup­te­te Amts­pflicht­ver­let­zung durch das Jugend­amt jeden­falls auch nicht kau­sal für den gel­tend gemach­ten Scha­den geworden.

Eben­falls erfolg­los war das Argu­ment der Klä­ger, dass sie nicht aus­rei­chend über die bis zu sechs­jäh­ri­ge Haf­tung für die Kos­ten der Unter­brin­gung des Kin­des in Deutsch­land auf­ge­klärt wor­den sei­en. Die Klä­ger mach­ten inso­weit gel­tend, dass sie wegen der Bezeich­nung der Adop­ti­ons­pfle­ge­zeit als “Pro­be­zeit” das Kos­ten­ri­si­ko für über­schau­bar gehal­ten hät­ten. Sie sei­en davon aus­ge­gan­gen, allen­falls für einen Zeit­raum von 6 Mona­ten zu haf­ten. Der Senat brauch­te dabei nicht zu klä­ren, inwie­weit die Mit­ar­bei­te­rin des Jugend­am­tes im Ein­zel­nen über die Kos­ten auf­ge­klärt hat­te. Jeden­falls hät­ten die Klä­ger noch vor der Ein­rei­se mit dem Kind nach Deutsch­land gewusst, dass sie auch über den Zeit­raum von 6 Mona­ten hin­aus für die Kos­ten der Unter­brin­gung in Deutsch­land auf­kom­men müss­ten. Spä­tes­tens mit der Unter­zeich­nung des “Memo­ran­dum of Agree­ment” sei ihnen bewusst gewe­sen, dass beim Schei­tern der Adop­ti­on eine ander­wei­ti­ge Unter­brin­gung in Deutsch­land erfor­der­lich und eine Rück­füh­rung des Kin­des nach Thai­land das letz­te Mit­tel sei. Damit sei­en mög­li­che Irr­tü­mer der Klä­ger über die Dau­er der Haf­tung nach § 7 AdÜ­bAG ent­fal­len. Sie hät­ten nicht mehr davon aus­ge­hen kön­nen, ihre Haf­tung sei zeit­lich dadurch begrenzt, dass das Kind im Fal­le des Schei­terns der Adop­ti­ons­pfleg­schaft wie­der nach Thai­land zurück­ge­führt wer­de. Trotz des bes­se­ren Wis­sens hät­ten sich die Klä­ger zur — die Haf­tung erst begrün­den­den — Ein­rei­se mit dem Kind nach Deutsch­land entschlossen.

Der Senat hat die Revi­si­on nicht zuge­las­sen. Die Klä­ger haben Nicht­zu­las­sungs­be­schwer­de erho­ben (BGH, Az.: III ZR 113/19).

Filiz emp­fahl, dies zu beach­ten und in allen Zwei­fels­fäl­len Rechts­rat ein­zu­ho­len, wobei er u. a. auch auf die bun­des­weit mehr als 700 auf Erbrecht, Erb­schaft­steu­er­recht und Schei­dungs­recht spe­zia­li­sier­ten Rechts­an­wäl­te und Steu­er­be­ra­ter der DANSEF Deut­sche Anwalts‑, Notar- und Steu­er­be­ra­ter­ver­ei­ni­gung für Erb- und Fami­li­en­recht e. V., www.dansef.de verwies.

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