(Stutt­gart) Die Ent­schei­dung über die Durch­füh­rung von Schutz­imp­fun­gen für ein gemein­sa­mes Kind kann bei Unei­nig­keit der Eltern auf den Eltern­teil über­tra­gen wer­den, der sei­ne Hal­tung an den Emp­feh­lun­gen der STIKO orientiert. 

Über die all­ge­mei­ne Impf­fä­hig­keit des Kin­des muss unab­hän­gig von einer kon­kre­ten Imp­fung kein Sach­ver­stän­di­gen­gut­ach­ten ein­ge­holt wer­den, da nach den Emp­feh­lun­gen der STIKO die Impf­fä­hig­keit in der kon­kre­ten Impf­si­tua­ti­on ärzt­lich zu prü­fen ist und bei einer Kon­tra­in­di­ka­ti­on zu unter­blei­ben hat.

Dar­auf ver­weist die Frank­fur­ter Rechts­an­wäl­tin und Fach­an­wäl­tin für Fami­li­en­recht Hele­ne – Moni­ka Filiz, Vize­prä­si­den­tin der DANSEF Deut­sche Anwalts‑, Notar- und Steu­er­be­ra­ter­ver­ei­ni­gung für Erb- und Fami­li­en­recht e. V. mit Sitz in Stutt­gart, unter Hin­weis auf die Mit­tei­lung des Ober­lan­des­ge­richts (OLG) Frank­furt am Main vom 18.03.2021 zu sei­nem Beschluss vom 08.03.2021, Az. 6 UF 3/21.

Die Eltern eines 2018 gebo­re­nen Kin­des üben gemein­sam die elter­li­che Sor­ge aus. Die Mut­ter möch­te das Kind gemäß den Emp­feh­lun­gen der STIKO imp­fen las­sen. Der Vater ist damit nicht ein­ver­stan­den und ver­langt eine gericht­li­che Prü­fung der Impf­fä­hig­keit des Kin­des. Die Mut­ter hat des­halb vor dem Amts­ge­richt bean­tragt, ihr die Ent­schei­dungs­be­fug­nis über Stan­dard­imp­fun­gen zu über­tra­gen. Die­sem Antrag hat das Amts­ge­richt stattgegeben.

Die hier­ge­gen gerich­te­te Beschwer­de des Vaters hat­te vor dem OLG Frank­furt kei­nen Erfolg.

Wenn sich Eltern bei gemein­sa­mer elter­li­cher Sor­ge in einer ein­zel­nen Ange­le­gen­heit, die für das Kind von erheb­li­cher Bedeu­tung ist, nicht eini­gen kön­nen, kann auf Antrag eines Eltern­teils die Ent­schei­dung einem Eltern­teil über­tra­gen wer­den (§ 1628 S. 1 BGB). Die Ent­schei­dung über die Durch­füh­rung von Schutz­imp­fun­gen sei eine der­ar­ti­ge Ange­le­gen­heit von erheb­li­cher Bedeu­tung, stellt das OLG fest. Dabei sei die Ent­schei­dungs­kom­pe­tenz dem Eltern­teil zu über­tra­gen, „des­sen Lösungs­vor­schlag dem Wohl des Kin­des bes­ser gerecht wird“. Gehe es um eine Ange­le­gen­heit der Gesund­heits­sor­ge, sei die Ent­schei­dung zu Guns­ten des Eltern­teils zu tref­fen, der inso­weit das für das Kin­des­wohl bes­se­re Kon­zept ver­fol­ge. Bei der Über­tra­gung der Ent­schei­dungs­be­fug­nis über Schutz­imp­fun­gen auf einen Eltern­teil kön­ne nach höchst­rich­ter­li­cher Recht­spre­chung grund­sätz­lich maß­geb­lich dar­auf abge­stellt wer­den, „dass ein Eltern­teil Imp­fun­gen offen gegen­über­steht und sei­ne Hal­tung an den Emp­feh­lun­gen der STIKO ori­en­tiert, ohne dass es der Ein­ho­lung eines Sach­ver­stän­di­gen­gut­ach­tens bedarf, wenn im Ein­zel­fall kein Anlass zu wei­te­ren Ermitt­lun­gen besteht“.

Es kön­ne davon aus­ge­gan­gen wer­den, „dass eine an den Emp­feh­lun­gen der STIKO ori­en­tier­te Ent­schei­dung der Kin­des­mut­ter über vor­zu­neh­men­de Imp­fun­gen im Aus­gangs­punkt das für das Kin­des­wohl bes­se­re Kon­zept im Sin­ne der Recht­spre­chung dar­stellt“, begrün­det das OLG. Bei der Abwä­gung zwi­schen Risi­ken im Fall einer Imp­fung und Risi­ken bei unter­blei­ben­der Imp­fung kön­ne die Ent­schei­dung auf den Eltern­teil über­tra­gen wer­den, der den fach­li­chen Emp­feh­lun­gen der STIKO fol­ge. Die­sen Emp­feh­lun­gen kom­me die Funk­ti­on eines anti­zi­pier­ten Sach­ver­stän­di­gen­gut­ach­tens zu.

Da nach den Emp­feh­lun­gen der STIKO die Impf­fä­hig­keit in der kon­kre­ten Situa­ti­on unter Berück­sich­ti­gung etwai­ger Kon­tra­in­di­ka­tio­nen ärzt­lich zu prü­fen sei, bedür­fe es auch kei­ner all­ge­mei­nen, unab­hän­gig von einer kon­kre­ten Imp­fung vor­zu­neh­men­den gericht­li­chen Auf­klä­rung der Impf­fä­hig­keit des Kin­des. Der Sor­ge des Vaters um die kör­per­li­che Unver­sehrt­heit des Kin­des im Hin­blick auf den Impf­vor­gang selbst trü­gen die Emp­feh­lun­gen der STIKO eben­falls Rech­nung. Für den Impf­vor­gang wer­de von der STIKO eine am Kin­des­wohl ori­en­tier­te Vor­ge­hens­wei­se mit im Ein­zel­nen dar­ge­stell­ten Hand­lungs­vor­schlä­gen emp­foh­len. Dass die­se Emp­feh­lun­gen vor­lie­gend unzu­rei­chend sei­en, sei weder vor­ge­tra­gen noch ersichtlich.

Die Ent­schei­dung ist nicht anfechtbar.

Filiz emp­fahl, dies zu beach­ten und in allen Zwei­fels­fäl­len Rechts­rat ein­zu­ho­len, wobei er u. a. auch auf die bun­des­weit mehr als 700 auf Erbrecht, Erb­schaft­steu­er­recht und Schei­dungs­recht spe­zia­li­sier­ten Rechts­an­wäl­te und Steu­er­be­ra­ter der DANSEF Deut­sche Anwalts‑, Notar- und Steu­er­be­ra­ter­ver­ei­ni­gung für Erb- und Fami­li­en­recht e. V., www.dansef.de verwies.

Für Rück­fra­gen steht Ihnen zur Verfügung:

Hele­ne – Moni­ka Filiz

Rechts­an­wäl­tin / Fach­an­wäl­tin für Fami­li­en­recht / Fach­an­wäl­tin für Bau- und Architektenrecht

Vize­prä­si­den­tin der DANSEF e. V.

 

Büro­ge­mein­schaft mit
Frei­ling & Part­ner Rechtsanwälte
Paul-Ehr­lich-Stra­ße 27
60596 Frank­furt am Main
Tele­fon: +49 (0)69 9686 1460 40
Tele­fax: +49 (0)69 9686 1460 99

Email RA-Filiz@web.de