(Stutt­gart) Mit den Ver­gü­tungs­an­sprü­chen einer Hoch­zeits­fo­to­gra­fin nach der Ver­le­gung des Hoch­zeits­ter­mins, infol­ge von coro­na-pan­de­mie-beding­ten Beschrän­kun­gen, hat sich der VII. Zivil­se­nat des BGH, mit Urteil vom 27.04.2023 – VII ZR 144/22, auseinandergesetzt.

Dar­auf ver­weist die Frank­fur­ter Rechts­an­wäl­tin und Fach­an­wäl­tin für Fami­li­en­recht Hele­ne – Moni­ka Filiz, Vize­prä­si­den­tin der DANSEF Deut­sche Anwalts‑, Notar- und Steu­er­be­ra­ter­ver­ei­ni­gung für Erb- und Fami­li­en­recht e. V. mit Sitz in Stuttgart.

Der VII Zivil­se­nat, der u.a. für Rechts­strei­tig­kei­ten im Werk­ver­trags­recht zustän­dig ist, hat­te über eine Kla­ge auf Rück­ge­währ einer, an eine Hoch­zeits-Foto­gra­fin geleis­te­ten, Anzah­lung sowie auf Fest­stel­lung, dass ihr kei­ne Ver­gü­tungs­an­sprü­che zuste­hen, zu befinden.

Der ursprüng­lich ver­ein­bar­te Hoch­zeits­ter­min war, infol­ge der Kon­takt­be­schrän­kun­gen wäh­rend der Coro­na-Pan­de­mie, ver­legt wor­den. Die Klä­ger waren des­halb von dem Ver­trag zurück­ge­tre­ten bzw. hat­ten den­sel­ben einer Kün­di­gung zugeführt.

  • Sach­ver­halt

Die Klä­ger hat­ten die Absicht, am 01.08.2022, kirch­lich zu hei­ra­ten. Der Foto­graf, der die stan­des­amt­li­che Trau­ung beglei­tet hat­te, war ver­hin­dert. Derent­hal­ben beauf­trag­ten die Klä­ger die Beklag­te, die sich ihrer­seits für die Beauf­tra­gung mit Schrei­ben vom 28.10.2019 bedank­te und einen Teil­be­trag i.H.v. € 1.231,70 im Hin­blick auf die ver­ein­bar­te Gesamt­for­de­rung i.H.v. € 2.463,70, von den Klä­gern anfor­der­te. Die­ser Betrag wur­de klä­ger­seits zum Aus­gleich gebracht.

Die Klä­ger hat­ten die Absicht, zu deren Hoch­zeit 104 Gäs­te ein­zu­la­den. Aller­dings grif­fen zu dem avi­sier­ten Ter­min die coro­na-pan­de­mie­be­ding­ten Ein­schrän­kun­gen ein. Die Durch­füh­rung der Hoch­zeit zu dem von den Klä­gern avi­sier­ten Ter­min war nicht mög­lich. Die Klä­ger plan­ten daher eine Hoch­zeits­fei­er für den 31.07.2021, wobei sie den ursprüng­li­chen Foto­gra­fen, der sei­ner­seits am 01.08.2020 ver­hin­dert gewe­sen war, beauf­tra­gen wollten.

Die Beklag­te for­der­te dar­auf­hin ein wei­te­res Hono­rar i.H.v. € 551,45, wel­ches von den Klä­gern nicht bezahlt wor­den war. Viel­mehr begehr­ten die Klä­ger die Rück­zah­lung der bereits über­wie­se­nen € 1.231,70. Gleich­zei­tig erklär­ten die­sel­ben, wegen einer Stö­rung der Geschäfts­grund­la­ge, den „Rück­tritt von dem vor­ste­hend bezeich­ne­ten Ver­trag bzw. des­sen Kündigung“.

Die Klä­ger ver­folg­ten mit ihrer Kla­ge das Ziel, die Beklag­te zur (Rück-)Zahlung des Betra­ges i.H.v. € 1.231,70 zu ver­ur­tei­len. Wei­ter­hin begehr­ten die Klä­ger die Fest­stel­lung, dass sie nicht ver­pflich­tet sei­en, wei­te­re € 551,45 an die Beklag­te zu zahlen.

  • Rechts­la­ge

Der Kla­ge war sowohl in den Vor­in­stan­zen, als auch vor dem BGH kein Erfolg beschieden.

Der gel­tend gemach­te Rück­ge­währ­an­spruch im Hin­blick auf die klä­ger­seits geleis­te­te Anzah­lung folgt nicht dar­aus, dass die Leis­tung unmög­lich gewor­den ist. Zwar gab es zum Zeit­punkt der geplan­ten Hoch­zeits­fei­er pan­de­mie­be­ding­te lan­des­recht­li­che Vor­ga­ben. Die­se führ­ten aber nicht dazu, dass die Leis­tun­gen für eine kirch­li­che Hoch­zeit und Hoch­zeits­fei­er unmög­lich gewor­den sind. Das betref­fen­de Lan­des­recht erlaub­te Fei­ern sowie die Erbrin­gung von Dienst­leis­tun­gen, unter der Vor­aus­set­zung der Ein­hal­tung von Min­dest­ab­stän­den i.H.v. 1,5 m. Der Umstand, dass die Hoch­zeits­fei­er infol­ge­des­sen nicht in dem geplan­ten Umfang von 104 Gäs­ten durch­führ­bar war, führt nicht zu einer Unmög­lich­keit der foto­gra­fi­schen Leis­tun­gen zu die­sem Zeitpunkt.

Wei­ter­hin sind auch kei­ne Ansprü­che aus dem erfolg­ten Rück­tritt der Klä­ger wegen Stö­rung der Geschäfts­grund­la­ge oder einer ergän­zen­den Ver­trags­aus­le­gung gegeben.

Grund­sätz­lich hat die ergän­zen­de Ver­trags­aus­le­gung Vor­rang vor mög­li­chen Ansprü­chen, unter Zugrun­de­le­gung der Stö­rung der Geschäfts­grund­la­ge. Aller­dings ergibt die ergän­zen­de Ver­trags­aus­le­gung, dass die pan­de­mie­be­ding­te Ver­le­gung der für den 01.08.2020 geplan­ten Hoch­zeit kei­nen Umstand dar­stellt, der zu einem Rück­tritt der Klä­ger berech­tigt. Denn der Umstand, dass die Klä­ger nach Absa­ge des ver­ein­bar­ten Ter­mins nur aus Grün­den, die nicht im Ver­ant­wor­tungs­be­reich der Beklag­ten stan­den, einen ande­ren Foto­gra­fen prä­fe­rier­ten, ist nach Treu und Glau­ben uner­heb­lich. Derent­hal­ben ist die­ser Umstand unter red­li­chen Ver­trags­part­nern auch nicht im Rah­men einer ergän­zen­den Ver­trags­aus­le­gung zu berücksichtigen.

Die Klä­ger hat­ten ihrer­seits den „Rück­tritt“ bzw. die „Kün­di­gung“ des Ver­tra­ges erklärt. Dies stellt in recht­li­cher Hin­sicht eine freie Kün­di­gung des Ver­tra­ges nach Maß­ga­be des § 648 Satz 1 BGB dar. Inso­weit ergibt sich hier­aus ein Ver­gü­tungs­an­spruch der Beklag­ten nach Maß­ga­be des § 648 S. 2 BGB, der vor­lie­gend i.H.v. € 2.099,00 fest­ge­stellt wor­den war.

Dar­aus folgt, dass die die Klä­ger nicht nur kei­nen Rück­zah­lungs­an­spruch i.H.v. € 1.231,70 haben, son­dern auch dar­über hin­aus, dass ihre nega­ti­ve Fest­stel­lungs­kla­ge unbe­grün­det war. Dem­entspre­chend konn­ten die Klä­ger auch kei­nen Ersatz ihrer außer­ge­richt­li­chen Rechts­ver­fol­gungs­kos­ten ver­lan­gen. (AG Gie­ßen, Urt. v. 26.11.2021 – 43 C 63/21, LG Gie­ßen, Urt.  v. 21.06.2022 – 1 S 1/22)

Filiz emp­fahl, dies zu beach­ten und in allen Zwei­fels­fäl­len Rechts­rat ein­zu­ho­len, wobei er u. a. auch auf die bun­des­weit mehr als 700 auf Erbrecht, Erb­schaft­steu­er­recht und Schei­dungs­recht spe­zia­li­sier­ten Rechts­an­wäl­te und Steu­er­be­ra­ter der DANSEF Deut­sche Anwalts‑, Notar- und Steu­er­be­ra­ter­ver­ei­ni­gung für Erb- und Fami­li­en­recht e. V., www.dansef.de verwies.

Für Rück­fra­gen steht Ihnen zur Verfügung:

Hele­ne – Moni­ka Filiz

Rechts­an­wäl­tin / Fach­an­wäl­tin für Fami­li­en­recht / Fach­an­wäl­tin für Bau- und Architektenrecht

Vize­prä­si­den­tin der DANSEF e. V.

 

Büro­ge­mein­schaft mit

Frei­ling & Part­ner Rechtsanwälte
Paul-Ehr­lich-Stra­ße 27
60596 Frank­furt am Main
Tele­fon: +49 (0)69 9686 1460 40
Tele­fax: +49 (0)69 9686 1460 99

Email RA-Filiz@web.de

https://www.freiling-partner.com/filiz.php